Was uns die Landlust lehrt
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Glück muss der Mensch haben. Als der Landwirtschaftsverlag in Münster-Hiltrup beim Blick über die nahe Grenze das seit 1997 erscheinende niederländische Lebensartblättchen „Landleven“ entdeckte und beschloss, etwas Ähnliches in die Welt zu setzen, wussten die Damen und Herren nicht, dass sie eine Goldader angebohrt hatten. Denn sieben Jahre später hat die 2005 aus dieser Idee entstandene „Landlust“ fast alles überholt, was in Sachen Zeitschriften auf dem Markt zu finden ist. Nur ein paar Programmzeitschriften liegen noch vorn; was angesichts der Veränderung im Medienkonsumverhalten auch nur eine Frage der Zeit sein dürfte.
Eine Auflage von über 1 Mio. Exemplaren pro Ausgabe und ein Schwarm größtenteils ebenfalls noch in ansehnlichem Umfang verkaufter Nachahmer – die Geschichte der Landlust ist so einmalig, dass sie als Synonym für erfolgreiche Markteinführungen im Mediengeschäft herhalten muss. Woher der Erfolg rührt, bemühen sich Gesellschaftswissenschaftler und Trendforscher seither im Nachhinein zu erklären. Als Sturmgeschütz einer neuen Heimeligkeit sei die „Landlust“ oft gedeutet worden, schreibt dazu die „Welt“.
Richtig ist: Viele Menschen träumen von Dingen, die ihnen verloren zu gehen drohen oder die sie schon für sich verloren glauben. Sie wünschen sich ein Lebensgefühl, das ganz gegensätzlich zu ihrer alltäglichen Lebenssituation ist; natürlich, entschleunigt, überschaubar und auf eine konservative Weise geordnet. Da bieten die Landlust und ihre Klone den Luxus, dieses Lebensgefühl konsumieren zu können, ohne es auch leben zu müssen.
Qualität und Werte, Skepsis gegenüber Wachstum um jeden Preis, eine Verschiebung von der Flüchtigkeit des Augenblicks zurück zur Beständigkeit, von der Oberflächlichkeit zur Authentizität; das alles sind gesellschaftliche Entwicklungen, die das Landlust-Konzept befeuert haben. Und die Entwicklungen auf dem Kapitalmarkt liefern ständig neuen Zündstoff.
Das alles wird auch unseren Alltag verändern. Ein bisschen mehr Authentizität und Lebensgefühl – das würde nicht nur mancher Fachzeitschrift gut tun; das wäre auch für den GaLaBau ein gutes Konzept. Statt aus möglichst viel Material pflegeleichte Repräsentationsgärten zu errichten, sollten wir den Menschen lieber Lebensträume von den Lippen ablesen und diese dann umsetzen; weg vom Erfüllungsgehilfen hin zum Lebensweltenorganisator; weg von der Angst vor der Pflege hin zum Genuss der Wunder im Kleinen. Wer’s schafft, wird vielleicht auch seine kleine persönliche Erfolgsgeschichte erleben.
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