Der Uni-Bock als Gärtner
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Wenn eine Verwaltung kein Interesse an einem Gegenstand in ihrer Obhut hat, dann geht dieser bald den Bach herunter. Ein trauriges Beispiel für diese Regel bietet derzeit die Universität Hohenheim, die im Auftrag des Landes Baden-Württemberg die Staatsschule für Gartenbau verwaltet. Die Universitären, denen ihr elitäres Treiben im Namen der Forschung wichtiger ist, als so etwas Bodenständiges wie Meister- und Technikerausbildung, lassen ganz gezielt die Fachschule ausbluten, um sich deren Ressourcen einzuverleiben: Räumlichkeiten, Personal und Technik.
Dass ein Unirektor möglicherweise nicht ausreichend Weitsicht hat, um über seinen eigenen Tellerrand hinauszublicken, das kann man vielleicht noch nachvollziehen. Wer das „Biotop Uni“ kennt – und damit ist keinesfalls nur Hohenheim gemeint –, der weiß um die Ränkespiele und die Ineffizienz der Nebenerwerbsverwalter im Professorenrock. Doch von den Ministerialen im Kultus- und Wissenschaftsministerium darf man eine ganzheitliche Sicht erwarten. Schließlich obliegt ihnen die oberste Verwaltungshoheit über ihre Fachgebiete in einem ganzen Bundesland. Das sollte ihnen verbieten, sich an lokalem Klein-Klein einer Universität oder einer einzelnen Kommune zu beteiligen – ja, sie sollten sogar in der Lage sein, es zu unterbinden.
Und auch Sie, Herr Bürgermeister Kuhn, sollten genau hinschauen, wenn die Hochschule in ihrer Borniertheit eine etablierte Einrichtung aus der Stadt verdrängt. Die Staatsschule hat eine lange Tradition und bildet die Gärtnermeister und Techniker für ein riesiges Einzugsgebiet aus; nicht nur für den Großraum, sondern für alle Gärtner bis ins Bayerische hinein, bis an die schweizerische Grenze und bis nach Hohenlohe. Hohenheim hat einen guten Ruf und es wäre geradezu absurd, wenn ein grüner Berufsstand unter einem grünen Bürgermeister eine seiner wichtigsten Einrichtungen verliert; nur weil sie zwischen den Interessen von Uni, Land und Stadt zerrieben wird.
Verhindern Sie zusammen mit den Verantwortlichen in den beiden Ministerien, dass ein kurzsichtiger Unipolitiker seine eigene Agenda über das Gemeinwohl stellt und beteiligen Sie sich daran, dass die Staatsschule Bestandssicherheit erhält. Ob das eine seriöse Planung für einen Neubau der Schule auf Landesgrund oder eine Sicherung der vom Land der Universität zweckgebunden für die Schule treuhänderisch überwiesenen Mittel ist, darüber lässt sich diskutieren. Nicht aber darüber, dass die Universität vollendete Tatsachen in der Hoffnung schafft, dass die grüne Branche zu wenig Lobby hat, um sich zu wehren. Darauf sollte weder die Uni, noch die Landesregierung, noch die Stadt vertrauen.
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