Wer die Wahl hat
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Es gibt in der Bundespolitik einige große Mysterien, über die ich immer wieder staune. Eines ist die Causa Christian Wulff – vom Vorschlag, über seine Wahl zum Bundespräsidenten bis zu seinem schnellen Ende. Weshalb ist vom Absturz dieser rein von der Kanzlerin intendierten Personalie nie etwa an ihr kleben geblieben?
Aber das größte Mysterium, das mir erinnerlich ist, ist die „Energiewende“; wie es eine einzelne Frau geschafft hat, einen ganzen Laden voll vom Gegenteil überzeugter, konservativer Männer und Frauen in voller Fahrt zur 180°-Wende zu zwingen, das war großes Kino. Und meine einzige Erklärung dafür ist und bleibt, dass die gelernte Physikerin nie ein gutes Gefühl mit der unausgegorenen und zugleich hoch subventionierten Technik der Energiegewinnung durch Atomspaltung hatte. Fukushima hat sie dann genutzt, um alle Gegner 2011 im Halbschlaf nach der Laufzeitenverlängerungsdebatte zu überrumpeln. Was danach kam, war zwar äußerst schwach. Das lag aber nicht zuletzt daran, dass die Energiewende immer noch mit einem Laden voll vom Gegenteil überzeugter Männer und Frauen gemanagt werden muss.
Schon hat die Lobby Lunte gerochen und puscht das Thema Strompreissteigerung, in der Hoffnung, dass die neue Regierung unter dem Druck der Straße die abgeschriebenen Meiler doch noch ein bisschen länger laufen lässt. Dabei ist der Preis für die Einrichtung einer zukunftsweisenden und vorbildlichen Energieversorgung keineswegs zu hoch. Schließlich bauen wir der Welt ein Modell. Wer außer uns, sollte sich das leisten können?
Ich will mal glauben, dass Angela Merkel und Wolfgang Schäuble bei der „Euro-Rettung“ von ähnlichen Prinzipien geleitet werden: Sie nutzen das Un- und Halbwissen der anderen, um Entscheidungen ungeachtet ihrer Folgekosten durchzudrücken; weil sie wissen, dass sie auf lange Sicht so richtig sind und anders noch viel teurer kämen. Und – auch das ist wieder ein Mysterium – „Muttis“ Zuspruch hat das nicht geschadet.
Wenn ich am 22. September zur Urne gehe, werde ich nicht vergessen, dass die Regierungsarbeit eher mäßig war – von der unseligen CSU-Herdprämie bis zur schlecht gemanagten Energiewende. Aber der Kanzlerin, finde ich, muss man ein Lob aussprechen – für weitsichtiges, weit über eine Regierungszeit hinausreichendes Handeln (den Wulff lassen wir mal außen vor). Denn nachdem Schröder mit der Agenda 2010 die Weichen für unsere heutige wirtschaftliche Position in Europa gestellt hatte, waren Euro-Sicherung und Klimapolitik die nächsten großen Themen. Es bleibt also viel Fantasie für strategisches Ankreuzen. Dabei wünschen ich Ihnen allen viel Erfolg!
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