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(Falsch) Beraten und verkauft

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Mit lobenswertem Eifer setzte sich der Friedhofsgärtner Ralf Kretschmer, Vorsitzender des ZVG-Bildungsausschusses, auf der Wintertagung des Gartencenterverbandes für den Gärtner mit Schwerpunkt „Verkaufen und Beraten“ ein, um den versammelten Unternehmern die Ausbildung von Verkaufsspezialisten schmackhaft zu machen. Nun weiß jeder, dass sich die Klassen der Friedhofsgärtner, Staudengärtner, Baumschuler, Zierpflanzengärtner, Obst- und Gemüsebauern allerorten leeren, während sich die Landschaftsgärtnerangebote (noch!) einer stabilen Nachfrage erfreuen. Da darf man sich ausrechnen, mit welcher Spannung die Welt auf einen „Verkaufsgärtner“ wartet.

Doch der Gartenbau legt noch im Abwärtssog ein bemerkenswertes Beharrungsvermögen an den Tag. Erst 2013 ist der ZVG so richtig in die Nachwuchswerbung eingestiegen; mit eigenen Web- und Facebook-Angeboten. Da hatten andere Branchen – unter anderem der Landschaftsbau – schon seit Jahren funktionierende Kampagnen am Start. Auf der einen Seite hat der Gartenbau mit einem krassen Strukturwandel zu kämpfen, der viele Betriebe zum Aufgeben zwingen wird. Auf der anderen Seite verhindern altes Selbstverständnis und bestehende Verbandsstrukturen einen realistischen Ausblick in die Zukunft.

Die Einzelsparten sind zu klein, um erfolgreich mit Handwerk und Industrie um die Nachwuchskräfte zu konkurrieren – selbst der übergeordnete ZVG. Gleichzeitig wird es immer schwieriger, unsere vermeintliche Kernkompetenz auf die Jüngeren zu übertragen. Das Pflanzenwissen hat extrem abgenommen. Es gibt immer weniger Auszubildende, die Pflanzen richtig ansprechen können. Dabei bräuchten wir sie alle dringend, diese Kompetenz, um unser stärkstes, weil emotionalstes, am sichersten zu verteidigendes und am besten zu verkaufendes Argument, die Pflanze, als Alleinstellungsmerkmal zu behalten. Wenn wir nämlich nur noch Allerweltspflanzen zwischen Pflasterungen und Holzdecks tackern, die andere besser bauen können, dürfen wir uns nicht wundern, dass wir dafür auch nur kleines Geld erhalten.

Statt in Sparten zu denken, müssen wir beginnen, in Funktionen zu denken. Wir brauchen empathischen Nachwuchs, der Pflanzen produzieren, verkaufen, verwenden und pflegen kann, und wir brauchen begnadete Bautechniker, die gemeinsam mit den Pflanzenfreaks großartige Gärten und Anlagen bauen. Dann bekommen wir vielleicht auch das, was wir verdienen.

Wenn dann der BGL auch mal sein Popöchen hoch bekommt und Richtung Berlin in Bewegung setzt, können sich die Verbände ja mal einen Besprechungsraum teilen und ausbaldowern, wie sich sowas in Zukunft darstellen lässt. Denn, dass es mit dem jetzigen Modell so nicht weitergehen wird, das zeichnet sich überdeutlich am Horizont ab.

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