Die Angst vor dem Grün
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Meine Abneigung gegen Satzhülsen wie „Die Zeichen stehen auf grün“ oder die „Zukunft ist grün“ habe ich ja schon mehrfach kundgetan. Durch das Wiederholen abgedroschener Phrasen verändert sich die Wirklichkeit nicht. Schlimmstenfalls gehen die Ohren zu oder das Verarbeitungszentrum des Empfängers schaltet auf „Off“. Ob nämlich die „Zeichen wirklich auf grün stehen“ muss sich erstmal herausstellen.
Fakt ist, dass die zunehmenden Kies- und Schotterflächen eine andere Sprache sprechen. Die künden nämlich davon, dass die „Zeichen auf pflegeleicht stehen“. Immer mehr Menschen werden naturfern vor Computern, Tablets oder Handys sozialisiert und können Vorgänge in der Natur kaum noch richtig einschätzen. Das führt dazu, dass sich Ängste entwickeln, die Hoheit über das eigene Plätzchen Eigentum zu verlieren. Denn Pflanzen wachsen. Und wer nicht mehr weiß, wie und wie schnell, der ist geneigt, sich vor der nicht abschätzbaren Dynamik zu fürchten; wie vor allem Unbekannten. Das ist menschlich. Urmenschlich.
Denn eines dürfen wir nicht vergessen: der Mensch als soziales Wesen macht sich extrem abhängig davon, was andere in der Gruppe (zum Beispiel seine Nachbarn) über ihn denken. Nur deswegen hat das Thema Pflege eine dermaßen große Bedeutung, wenn es um die Anlage von Gärten geht: Der Auftraggeber mag nicht die Hoheit über den Platz um sein Haus verlieren. Er möchte die Gewissheit haben, dass er das Bild, das er vor den anderen aufrechterhalten möchte, auch gewährleisten kann. Und diese Gewissheit hat er nur, wenn er weiß, wie das, was er in Auftrag gibt, sich im Laufe der Zeit entwickelt. Da bieten Kies und Schotter schlichtweg mehr Sicherheit (auch, wenn die trügerisch ist, was jeder weiß, der eine solche Fläche mal gesäubert hat). Es geht dabei um Ansehen und soziale Stellung, um Anerkennung und die Angst in den Augen der anderen als „asozial“ wahrgenommen zu werden (was schnell gehen kann).
Die Digitalisierung unserer Welt wird es nicht nur Zeitungsverlegern schwer machen. Sie verändert unsere Gesellschaft und jede Branche wird schauen müssen, was das für das eigene Tun bedeutet. Ja, die Menschen sind voller Sehnsüchte nach der heilen (grünen) Welt – aber lesen „Landlust“, statt zu pflegen. Oder sie werden Mechatroniker und lassen ihren „Sim“ digital gärtnern.
Die Zeichen stehen nicht einfach pauschal auf grün, sondern wir werden uns sehr aktiv dafür einsetzen müssen, dass der Wert und die Wohlfahrtswirkung von Gärten und Parks im kollektiven Bewusstsein verankert bleiben. Jeder in seinem Umfeld und nach bestem Wissen und Gewissen. Sonst gehen uns nach den Nachwuchskräften auch die Kunden aus.
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