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Große Worte, kleines Geld

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Grosse Worte, kleines geld
Grosse Worte, kleines geldVolker Michael
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Mit großen Gesten und ebensolchen Ankündigungen versprachen die Regierungschefs der Europäischen Gemeinschaft, die Jugendarbeitslosigkeit zu bekämpfen. Denn die Perspektivlosigkeit vieler junger Menschen besonders im Süden der Union ist neben der schwelenden Eurokrise ein weiterer, den Zusammenhalt gefährdender Umstand. Da werden Millionen von Menschen mit der Erfahrung erwachsen, dass ihre Regierungen und die EU sie haben hängen lassen. Und das passiert angesichts der Tatsache, dass im Norden zunehmend Auszubildende und Fachkräfte fehlen. Vor diesem Hintergrund taten die Regierenden das, was sie am besten können: Sie kündigten Taten an.

Eine dieser Taten ist in Deutschland das bereits 2012 beschlossene Sonderprogramm „MobiPro-EU“, das bei der Zentralen Auslands- und Fachvermittlung (ZAV) der Bundesagentur für Arbeit angesiedelt ist. Das Programm soll in allererster Linie junge Menschen aus dem Süden und dem Osten mit der Aussicht auf eine duale Ausbildung nach Deutschland locken.

Doch abgesehen davon, dass solche Programme vor allem ­etwas für Subventions-Profis mit Gespür für die richtige Formularwahl sind; wer auf die Kompetenz der Bundesregierung bei der Einschätzung der Lage vertraut hatte und über MobiPro Lehrlinge anheuern wollte, wurde bereits im April auf den Boden der Tatsachen geholt. Schon da meldete die ZAV: Das Geld ist aus. Jetzt darf man rätseln, ob die Politik die Lage falsch eingeschätzt oder aber den Topf nur halbherzig ausgestattet hat.

Man sei von der Nachfrage überrascht worden, antwortete die Pressestelle der ZAV auf unsere Anfrage. Nach 4000 Erstanträgen 2013 sei die Nachfrage 2014 explodiert: Alleine im ersten Quartal sei die Zahl auf 9000 hochgeschnellt, sodass der für dieses Jahr vorgesehene Anteil des bis 2018 laufenden 260-Mio.-Euro-Programms bereits Anfang April aufgebraucht war. Aber ist es erstaunlich, dass ein erklärungsbedürftiges Programm ein gutes Jahr braucht, bis es sich herumgesprochen hat?

Dabei ist die Idee gut und könnte nicht nur jungen Menschen und Unternehmern eine neue Perspektive aufzeigen. Richtig ausgestaltet kann das Programm als Know-how-Transfer funktionieren, in dessen Zug die in Deutschland ausgebildeten jungen Menschen das duale Ausbildungssystem, heimische Qualitätsstandards und das gesellschaftstragende System des Mittelstands in die Herkunftsländer tragen. Das fördert Stabilität, Wachstum und Verständnis. Ganz nebenbei beflügelt es Offenheit und Austausch und wird auch für die Partner im Gastland zur Bereicherung. Dass es vor diesem Hintergrund nicht möglich ist, ein Programm so auszustatten, dass die Mittel nicht bereits im ersten Quartal eines Jahres aufgefrühstückt sind, erscheint erstaunlich.

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