Bienensterben? Na und?
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Beim ganzen Staunen über das Weltmeisterwerden, dem Zorn über besoffene Marodeure, die Verkehrsflugzeuge abschießen und dem Kopfschütteln über unbelehrbare Nahostpolitiker, die immer noch glauben, die Zukunft ihrer Völker militärisch sichern zu können, fallen die kleinen Dinge manchmal unter den Tisch. Artensterben. Na ja, das ist eben der Preis für den Wohlstand. In unserem Alltag ist bei all den echten und falschen Leichen, die die Medien bieten, kein Platz mehr für Betroffenheit. Der Strom kommt aus der Dose und der Honig aus dem Glas.
Dass da gerade etwas passiert, was uns anschaulich vermitteln könnte, wie sehr die kleinen Dinge zum großen Ganzen beitragen, nehmen die meisten gar nicht wahr. Dabei ist das fortschreitende Bienensterben ein sicheres Indiz dafür, dass wir mit unserer wirtschaftlichen Entwicklung in Grenzbereiche vorstoßen. Denn selbst wenn Bienen und andere Insekten für viele nur „Viechzeug“ sind: Sie sind Teil unserer Existenz. Wir schielen den lieben langen Tag auf Displays und bleiben doch Teil der Natur, an deren Intaktheit wir gefesselt sind. Das Bienensterben ist deshalb ein nicht zu überhörendes Warnsignal, das da in Worte gefasst lautet: „Hier geht es nur noch mit sehr bewusstem Handeln weiter.“
Nun sind natürlich alle aufgerufen, ihr Leben so zu verändern, dass die eigene Existenz nicht mehr Ressourcen verbraucht, als innerhalb ihres Bestehens nachwächst. Aber wir Gärtner haben eine besondere Verantwortung. Nicht nur, weil wir qua unserer Herkunft von den Bienen besonders abhängig waren. Wir können uns nicht „Experten für Garten und Landschaft“ nennen und gleichzeitig so tun, als wäre uns egal, was in Garten und Landschaft passiert. Wir sind die Fachleute für große, zusammenhängende Freiräume und wir haben zusammen mit den Planern auch die Verantwortung, dass sie nachhaltig gestaltet werden. Zumindest haben wir die Pflicht und Schuldigkeit, die Auftraggeber entsprechend zu beraten.
Statt Vorgärten zu schottern und mit Krüppelkoniferen zu bepflanzen, kommt uns in Zukunft auch wieder die Aufgabe zu, dafür Sorge zu tragen, dass Lebensräume entstehen. Dabei geht es nicht darum, alibimäßig „Insektenhotels“ und Nistkästen aufzuhängen; es geht darum, sich bewusst zu machen, dass wir es mit unserem täglichen Tun in der Hand haben, urbane Räume lebenswert und zukunftsfähig zu gestalten; mit den Materialien, die wir verbauen, der Energie, die wir verbrauchen, den Stoffen, die wir ausbringen, den Pflanzen, die wir (nicht) verwenden. Wir sind Herren (und Damen) über das Regenwasser, den Boden und alles, was sich später in Garten und Landschaft tut.
Schon aus Gründen des Selbstwertgefühls sollten wir das nicht vergessen; und nicht nur der Bienen wegen danach handeln.
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