Gestaltung! Kompetenz?
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Die Saison hat begonnen und mit ihr der Bildersegen. Nun mag man es für einen Nachteil halten, dass vieles, das früher im Regionalen verborgen blieb, mit der Bilderflut in jeden Haushalt schwappt. Aber es ist auch sehr erhellend. Gärten, über die man lachen muss, findet man zwar, ohne groß suchen zu müssen. Aber deren Autoren sind meistens Laien – oder, wenn Profis, dann die im GaLaBau so gern zitierten „Hausmeister“. Ich habe nichts gegen Hausmeister – ganz im Gegenteil, ich habe Hochachtung vor Menschen, die fachgerecht pflegen. Und seit mir die Bilder per facebook jeden Tag das Büro fluten, weiß ich, dass es Hausmeister mit Gestaltungskompetenz gibt – und Gärtner ohne.
Manchmal ist es zum Lachen, was da stolz gepostet wird. Manchmal ist es einfach nur zum Weinen, weil die Logos oder Schriftzüge daran erinnern, dass es sich eigentlich qua Selbsteinschätzung um Profis in Sachen Gestaltung handelt. Und wenn dann noch das Signum zu sehen ist oder gar die Berufsbezeichnung „Landschaftsarchitekt/-in“, dann verliert man vollends den Glauben an das Qualitätsversprechen von Berufsqualifikationen. Die vielen „tollen Projekte“, die einem versprochen werden, entpuppen sich leider in allzu vielen Fällen als Beleg mangelnder Gestaltungskompetenz.
Das Fatale ist nur: Gestaltungsqualität ließe sich zwar ziemlich objektiv messen (sogar noch objektiver als Eislaufen). Da das aber selten getan wird (und vom Kunden nur seltenst geleistet werden kann), leben die meisten in dem Irrglauben, dass sie über Gestaltungskompetenz verfügen und deshalb keine Nachhilfe benötigen. Gestaltungsthemen in der Weiterbildung werden selten gebucht, planerische Hilfe von Gestaltungsfachkräften selten nachgefragt. Weshalb auch, wenn man sich selbst für kompetent hält? Schlüsselerlebnis war für mich eine Pressemeldung eines schweizerischen Seminaranbieters, der die Bilder zweier Weiterbildungsveranstaltungen gemailt hatte: Bild 1: Seminar zur Bautechnik, Teilnehmer: nur Männer. Bild 2: Seminar zur Gestaltung, Teilnehmer: nur Frauen. Gestaltung macht der Unternehmer mal so nebenbei; sprach’s und pflanzte drei Granitstelen in einen ausgeschotterten Pflasterkreis mit einer Krüppelkonifere Marke „Bonsai“ als vegetativer Petersilie.
Meine Damen und Herren: Lassen Sie sich nicht davon täuschen, dass uns die meisten Kunden bisher das abgekauft haben, was wir ihnen angeboten haben. Ich sagen Ihnen, es ist keineswegs beruhigend, dass sie das bis dato nicht einschätzen konnten. Aufgrund unserer Firmierung sind wir Experten. Und es wäre ziemlich geschäftsschädigend, wenn man uns dieses Expertentum einmal öffentlichkeitswirksam widerlegen würde. Die Gestaltungskompetenz ist die ganz große Chance, sich wirklich als Fachmann zu beweisen. Und wer dazu keinen Draht hat, sollte wenigstens die Dimension erkennen und sich jemanden suchen, der wirklich etwas davon versteht; von mir aus auch über die gelben Seiten.
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