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Ein Kommentar von Tjards Wendebourg

Tot sein ist auch nicht schön

Kurz bevor die Saison ihren Höhepunkt erreicht, das Auftragsbuch voll, aber das Konto noch leer ist, stehen viele Unternehmer unter Strom. Die Tage werden nicht nur immer länger, sondern auch die Arbeitszeiten dehnen sich zunehmend bis in die Nachtstunden. Morgens als Erster im Büro, Kaffeedröhnung bis zum Anschlag, Leute einteilen, suboptimal organisierte Baustellen, Kundenbesuche und abends noch schnell eine Skizze, die Buchhaltung und die Organisation für den Folgetag. Besonders die Inhaber kleiner Betriebe oder jener, die am Anfang ihrer Unternehmerkarriere stehen, kennen den Wahnsinn des Alltags, die Angst, dass das Volumen nicht reicht, die Kosten und Aufgaben einen auffressen oder es einfach zu viel ist. Als Unternehmer gibt es kaum einen optimalen Auftragsbestand – fast immer ist es entweder zu viel oder zu wenig.

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Tot sein ist auch nicht schön
Tot sein ist auch nicht schönVolker Michael
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Solange man(n) – und in erster Linie betrifft es Männer – Single oder wenigstens kinderlos ist, ist dieser Raubbau an der eigenen Person ja noch einigermaßen Privatsache; der Partner weiß in der Regel, auf wen sie oder er sich eingelassen hat. Sobald es aber Kinder gibt, gibt es eine erhöhte Verantwortung. Da ist es nicht mehr Privatsache, wenn die Mama erklären muss, dass der Papa im Himmel ist. Da bürdet man anderen die Last auf, die Last des Verlustes und die Last des Erklärens.

Ich hatte mal im GaLaBau einen Partner, der pflegte zu kräftigen Jungs, die wie verrückt mit dem Hammer auf federndem Boden liegende Steine einschlugen, grinsend zu sagen: „1000 Watt, 0 Ampere“. Und die Weisheit dieses Spruchs lässt sich auch auf die Situation übertragen, wenn man wie wild durch die Saison hetzt, sich jeden Tag geschafft fühlt, aber am Ende nichts geschaffen hat; wenn viel Arbeit war, aber nichts geblieben ist.

Ja, es gibt Menschen, die durch den Tag hetzen können, ohne dass es an ihrer Gesundheit nagt, die die Hetze geradezu als Sport empfinden. Aber ich kann nur dazu raten, nicht davon auszugehen, dass man dazu gehört. Denn es ist nur eine kleine Minderheit. Für die Übrigen gilt: Die ständige Angst, der ständige Stress und die fehlende Ruhe für die notwendige Planung schädigen nicht nur die Gesundheit, sondern enden zu allem Überfluss im Teufelskreis: Wo die Planung fehlt, bleiben die Abläufe suboptimal, nimmt die Hetze nicht ab.

Tun Sie sich und Ihrer Familie den Gefallen, den Stress nicht als Gott gegeben hinzunehmen. Nehmen Sie sich die Zeit, die Notwendigkeit aller Abläufe und Aufträge in Ruhe zu überdenken – sich auf die wesentlichen Dinge im Leben zu besinnen. Sie retten sich auch vor einer drohenden Insolvenz nicht durch noch schnelleres Rennen, sondern nur durch schärferes Nachdenken. Und ohnehin ist nicht der wirtschaftliche Misserfolg das Schlimmste, das Ihnen passieren kann, sondern erst der Verlust an Lebensqualität und dann der persönliche Exitus. Und tot zu sein ist auch nicht schön. Besonders nicht, für die, die übrig bleiben.

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