Ihr seid Magier – wenn Ihr wollt

Allein die Faktenlage belegt also, dass es eigentlich keinen Grund zum Jammern gäbe und wir uns auch da nicht zu verstecken brauchen. Aber jenseits der Faktenlage ist ja noch viel mehr: Unser Beruf ist ein Zauberreich. Eine Welt voller Wissen und unglaublicher Effekte, die sich immer mehr Menschen gar nicht mehr öffnet und uns immer mehr zu Zauberern macht; zu Wissenden in Sachen Pflanzen, Steinen, Hölzern, Wasser und Gestaltungseffekten. Wir haben einen Zauberkasten voller Möglichkeiten, wenn wir bereit sind, zu lebenslang Lernenden zu werden; vielleicht erst mit unserem Tod werden wir den Höhepunkt unseres Wissens erreicht haben.

Sie glauben, ich übertreibe? Wer sich darauf beschränkt, Kantensteine in Mörtel zu klopfen, wird das vielleicht so sehen. Doch ich kann Ihnen sagen, dass ich selbst unter guten Bekannten immer noch für Begeisterung sorge, wenn ich während Spaziergängen durch Gärten, Parks oder die freie Natur hier Beeren esse und dort Blätter nasche. Alleine die Sicherheit zu wissen, welche Pflanzen man essen kann und welche nicht; die Fähigkeit, mit diesem Wissen auch ohne die Errungenschaften der modernen Welt überleben zu können, alleine das ist doch ein Wert, der sich quasi alleine vermarkten müsste.

Dieses „bloß Gärtner“ ist vor diesem Hintergrund nicht nur ungeheuer fahrlässig, sondern angesichts der Fülle an Wissen, das wir maximal horten könnten, auch kompletter Unsinn. Es ist so viel, dass kaum einer allein alles speichern könnte. Nur das umfassende Gehölz- und Staudenwissen könnte reichen, einen durchschnittlichen Kopf zu füllen. Wer es schafft, sich eine großen Teil des landschaftsgärtnerischen Wissens anzueignen, darf stolz darauf sein, einen großen Teil mehr zu wissen, als die meisten anderen Berufstätigen.

Das alles ist doch ein guter Grund, dem Mangel an jungen Menschen mit stolz geschwellter Brust zu begegnen und den Verbliebenen die Vorteile unseres Berufs in den schillerndsten Farben zu vermitteln. Schwärmt aus in die Schulen und macht den Zauberkasten auf; zeigt den jungen Menschen, welche Welten sich jenseits (und auch mithilfe) des Handys erschließen können; wieviel Lebenssinn sich da versteckt, wieviel Begeisterung. Sucht Euch Zauberlehrlinge!

Und vergesst nicht: Ihr bekommt sie nur, wenn Ihr als Magier auftretet – und nicht als Randsteinsetzer.