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EIN KOMMENTAR VON TJARDS WENDEBOURG

Die Angst der Anderen

Der kleine Viralspot, mit dem die Nachwuchsfilmerin Daniela Pennekamp den AuGaLa-Wettbewerb gewonnen hat, zeichnet ein düsteres Bild. Darin spielt die Autorin mit der Apokalypse: Menschen balgen sich in Ruinen um eine aus dem Müll geborgene, volle Konservenbüchse, während der Gärtner auf dem Dach in einer Oase mit Obst und Gemüse wandelt. Das sind krasse Bilder. Aber wer auffallen will, muss auch immer krassere Bilder verwenden, denn die Welt ist voll davon. Und die meisten dieser Bilder sind leider keine Fiktion.

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Die Angst der Anderen
Die Angst der AnderenVolker Michael
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Vielleicht hat sich die Regisseurin darauf bezogen. Vielleicht hat sie aber auch zu viel Zeit in sozialen Netzwerken verbracht. Denn wer da die „Diskussionen“ verfolgt, könnte meinen, auch wir stünden unmittelbar am Abgrund. Einerseits versuchen bestimmte Kreise mit unterschiedlicher Intention, ganz gezielt Ängste zu schüren – mit beständig schrilleren Tönen. Andererseits nimmt die Hysterie im Chor der Mitläufer teils besorgniserregende Formen an.

Die Wirklichkeit ist aber: Der Absatz von Pkw ist auf Rekordniveau gestiegen. Die Arbeitnehmer haben mehr Netto vom Brutto und die Inflation ist historisch niedrig. Die Bundesregierung wird wegen der Flüchtlinge ihre Haushaltsüberschüsse in den Markt jagen, was wie eine riesige Konjunkturspritze wirkt und die Binnennachfrage hoch hält. Die Zinsen sind ebenfalls historisch niedrig. Wer investieren will, bekommt ausreichend Geld. Sieht so die Apokalypse aus?

Glaubt man manchen besonders schrägen Stimmen, führt uns die Bundeskanzlerin jedoch geradewegs in den Untergang. Zuletzt fiel sogar eine Populistin mit der Vorhersage auf, die Kanzlerin werde nach Chile flüchten. Dabei hat dieselbe Bundeskanzlerin – bei aller Kritik – mit dazu beigetragen, dass die Krisen der Vergangenheit nahezu spurlos an uns vorbeigegangen sind. Ist das schon vergessen?

Die Wahrheit ist doch: Die Welt ist unsicherer geworden, und das kann auch an einem der wichtigsten Industrieländer nicht spurlos vorbeigehen. Doch angesichts dieser Situation ist alles Klagen in diesem Land auf sehr hohem Niveau. Es gibt Gefahren und es gibt Probleme zu meistern, aber es gibt sicherlich keine Probleme, vor denen man kapitulieren müsste.

Die Angst der Anderen wird auch dieses Jahr dazu beitragen, dass mehr Geld in private Refugien investiert wird. Trotzdem können wir uns alle nicht wünschen, dass diese Angst zunimmt. Deswegen kann ich nur dazu raten, sich nicht von Leuten instrumentalisieren zu lassen, die Alternativen versprechen, aber mit leeren Händen daherkommen. Je lauter die Marktschreier sind, desto genauer muss man ihr Angebot prüfen.

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