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EIN KOMMENTAR VON TJARDS WENDEBOURG

(GEFÜHLT) Dabei sein ist alles

Wenn etwas die letzten Monate geprägt hat, dann waren es die Reaktionen auf das allgemeine Gefühl der Benachteiligung. „Uns geben sie nichts, den Flüchtlingen geben sie alles“, „Für die Griechen ist Geld da, bei uns sind die Straßen kaputt“, „Wir und die Griechen müssen es ausbaden, die Banken kassieren“ – keine Konstruktion war absurd genug, um vermeintlich zu belegen, dass man selbst benachteiligt wird und sich irgendwelche anderen die Taschen vollstopfen.

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(GEFÜHLT) Dabei sein ist alles
(GEFÜHLT) Dabei sein ist allesVolker Michael
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Nie hatten Verschwörungstheorien mehr Konjunktur, nie klaffte zwischen Schein und Sein eine größere Lücke. Und, weil das so ist, haben europaweit – ja nahezu weltweit – Heilsversprecher aller Art ebenfalls Hochkonjunktur. Überall behaupten Extremparteien und -gruppierungen das vermeintlich bessere Gestern konservieren zu können. Mit der Folge, dass alle anderen als „Naivlinge“ beschimpft werden, sobald sie an die Realität erinnern.

Es reicht nicht zu wissen, dass überdurchschnittlich viele Hofer-Wähler in Österreich einen niedrigeren Schulabschluss haben. Wir müssen zur Kenntnis nehmen, dass diese Menschen das glauben wollen, was man ihnen verspricht und deshalb empfänglich für Propaganda sind, die Besserung ihrer Situation vorgaukelt. Und wenn diese Menschen sich nun mal benachteiligt fühlen, dann muss man dieses Gefühl als Faktum zur Kenntnis nehmen und daran arbeiten. Das gilt für Leute, die sich wirtschaftlich zurückgesetzt fühlen ebenso, wie für Leute die das Gefühl haben, nicht an politischen Entscheidungen teilnehmen zu dürfen; ganz gleich, ob das Großprojekte baulicher oder sozialer Art sind. Beteiligung wird das große Zauberwort.

Nun ist es ein Anachronismus, dass alle beteiligt werden wollen, aber nur ein Bruchteil auch Verantwortung übernehmen mag. Deshalb brauchen wir Formen der Beteiligung, die möglichst vielen das „Dabeisein“ ermöglichen, ohne den Prozess zu blockieren. Das gilt für die Teilhabe an politischen Entscheidungen ebenso, wie an wirtschaftlichen. Schlecht vorbereitete Beteiligung führt schneller ins Chaos als keine Beteiligung.

Dieser Satz gilt auch für Teilhabe am unternehmerischen Erfolg. Denn wenn sie nicht durchdacht ist, kann sie das Unternehmen teuer zu stehen kommen, während gleichzeitig der Erfolg verpufft oder sich sogar ins Gegenteil verkehrt. Gute Beteiligung gibt den Mitarbeitern nicht nur das Gefühl, am Erfolg beteiligt zu sein – sie werden auch beteiligt; dadurch zum Beispiel, dass Anteile an Wert gewinnen. So ein Modell stellen wir auf Seite 66 für größere Unternehmen vor. Ich bin mir sicher, dass sich vergleichbare Modelle auch für kleinere Firmen finden lassen.

Den Menschen wieder das Gefühl zu geben, aktiv dabei zu sein; das wird die große gesellschaftliche Aufgabe der nächsten Jahre; wirtschaftlich und politisch. Das ist für die Branche wichtig. Das ist für die Gesellschaft wichtig. Und wenn das nicht gelingt, geht es für beide nicht gut aus.

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