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Don’t take the wrong exit

Großbritannien macht es spannend. Während die Seiten des aktuellen Heftes in die Druckerei gehen, ist das Referendum in vollem Gang. Und, wenn Sie diese Zeilen lesen, ist es bereits entschieden; hoffentlich so entschieden, wie ich es zuletzt erwartet habe, nämlich dass am Ende doch die Vernunft siegt.

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Don’t take the wrong exit
Don’t take the wrong exitVolker Michael
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Das Leben würde auch ohne Briten in der EU weitergehen. Erschreckend ist vielmehr diese allgemeine Europa-, ja Demokratiemüdigkeit, die auf falschen Annahmen beruht und von einer Clique machtversessener Hetzer geschürt wird. Denn natürlich glaubt kein Farage, kein Strache, keine Le Pen und keine Petry, dass es ohne Europa besser liefe. Sie nutzen lediglich die Unzufriedenheit der Bevölkerung mit der Politik in den Regierungszentralen, um die eigene Machtbasis zu vergrößern. Dabei werden beliebig Feindbilder aufgebaut, weil das Denken in Schwarz-Weiß-Bildern und simplen Gegensätzen nun mal einfacher ist. Und sie nehmen sogar billigend in Kauf, dass der gemeinsame Markt, Quell unseres Wohlstands, gefährdet wird.

Dabei ist es allzu gerechtfertigt, die Euro-Bürokraten zu kritisieren. Das chaotische Parlament, in das die Nationalstaaten offensichtlich ihre Sorgenkinder abschieben, die intransparente Förderpolitik, der kalte, überbürokratisierte Verwaltungsapparat, in dem viele Lobbyinteressen deutlich besser zu gedeihen scheinen als Bürgerinteressen – all das sind Gründe für berechtigte Kritik. Nur bieten die scheinbaren Lösungsvorschläge der Separatisten eben keine Lösungsansätze. Man reformiert Europa nicht, in dem man ins 20. Jahrhundert zurückfällt! Sondern man macht konstruktive Vorschläge – ganz besonders, wenn man behauptet, für das Volk zu sprechen.

Ich kann uns für die nächsten kommenden Wochen und Monate jedenfalls nur wünschen, dass wir uns endlich wieder auf die aktuellen Probleme konzentrieren können, statt unsere Energie damit zu vergeuden, skrupellosen Lautsprechern ihre Skrupellosigkeit nachzuweisen. Es gibt Wichtigeres zu tun, als dass man seine Zeit mit Schattenboxen verbringen müsste.

Wenn die Briten sich am Ende für Europa ausgesprochen haben werden, sollten wir das auch als Startschuss begreifen; einerseits als Startschuss dafür, die Fehlkonstruktionen im System zu beheben und die EU bürgernäher zu machen. Andererseits aber auch dazu, mehr zu kommunizieren. Denn all diese „Früher-war-alles-besser-Rufer“ scheinen vergessen zu haben, was uns Europa gebracht hat. Das liegt vielleicht auch daran, dass den Menschen Negatives immer stärker im Gedächtnis haftet und Gutes für selbstverständlich gehalten wird.

Als Unternehmer können wir uns ein Ende der EU ohnehin nicht wünschen. Nationalstaaterei ist Gift für das Geschäft. Die Illusion, in einer globalisierten Welt wohlhabend in der Seifenblase überdauern zu können, ist geradezu absurd.

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