Lasst dem Blabla Taten folgen!
Ich kann Sie verstehen, wenn Sie beim Lesen des Wortes „nachhaltig“ Übelkeit überkommt. Kaum ein Wort ist so überstrapaziert und so missbraucht worden; auf Deutsch ebenso, wie in seiner englischen Übersetzung. In jedem Marketing-Blabla kommt die Vokabel vor, jeder Furz ist nachhaltig, ohne dass jemand sich die Frage stellt, was Nachhaltigkeit in dem Zusammenhang bedeutet. Dabei war es nie dringender, darüber nachzudenken, wie wir mit unserer Umwelt umgehen wollen und wie die Welt unserer Kinder aussehen soll. Denn trotz aller Nachhaltigkeit wirtschaften wir, als gäbe es kein Morgen.
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Letztlich geht es ja um zwei große Themen: den Verbrauch von Ressourcen und den Zusammenhalt unserer Gesellschaft. In beiden gemahnen die Nachrichten, nicht von Nachhaltigkeit zu schwatzen, sondern sie entschieden zu leben. Und das heißt, sich erst mal einen Plan zu machen, was es denn eigentlich für einen persönlich bedeutet – eine Art individuelle Ökobilanz also. Die Wahrheit ist doch: So wirklich nachhaltig – egal ob materiell oder sozial – leben wir fast alle nicht. Wir verbrauchen zu viel und machen uns zu wenig Gedanken, wie viel wir uns für den Zusammenhalt der Gesellschaft engagieren müssten.
Im GaLaBau zum Beispiel steckt das Grün quasi im Namen. In der Selbstdarstellung stehen schon lange „die Zeichen auf Grün“. In Wirklichkeit aber klopfen mäßig bezahlte Mitarbeiter Steine mit fragwürdiger Ökobilanz in den Boden, packen ein paar billig in Holland auf baltischem Torf kultivierte Koniferen-Bonsai dazwischen und produzieren dabei jede Menge Müll. Die Produkte sind nicht nachhaltig, der Prozess ist nicht nachhaltig und die Gestaltung auch nicht. Denn mit der nächsten Mode wird der ganze Rotz wieder erneuert, was einmalig die Kasse klingeln lässt, aber eben alles andere als nachhaltig ist. Fünf Jahre Dauerpflege hätte denselben Umsatz mit weniger Materialeinsatz erzielt. Sozial nachhaltig ist das übrigens meist auch nicht, weil mäßig bezahlte Mitarbeiter mit mäßig motivierenden Aufgaben und schlimmstenfalls dem Blick in Richtung Altersarmut nur mäßig stark an unserer Gesellschaft hängen. Das ist überspitzt – aber näher an der Wahrheit als die „grüne Zukunft“.
Wenn wir uns also diesen Monat zu unserer Leitmesse aufmachen, um uns selbst zu feiern, sollten wir die Auszeit nutzen, darüber nachzudenken, was „nachhaltig“ im eigenen Betrieb heißen könnte. Niemand muss zurück in die Steinzeit. Es wäre einfach angesagt, althergebrachte Prozesse zu hinterfragen und die Folgen des eigenen Tuns zu überdenken. Denn wenn ein vermeintlich grünes Gewerk es schon nicht schafft, einigermaßen nachhaltig aufzutreten und Vorbild zu sein, sehe ich schwarz für die Zukunft. Dabei liegt doch gerade der Vorteil darin, Vorbild sein zu dürfen: Wie würde unser Image wachsen, wenn wir zum Maßstab der Nachhaltigkeit werden würden. Welche Auswirkungen hätte das auf die Auftragslage, auf die Attraktivität gegenüber Lehrlingen und Mitarbeitern, auf die Wertschöpfung – und auf das Gewissen. Wenn wir dagegen erst vom Staat zur Nachhaltigkeit gezwungen werden, sind diese Effekte alle dahin. Ich wünsche mir einen GaLaBau, der sich seiner Möglichkeiten bewusst ist und sich in seinem Tun an diesen Möglichkeiten orientiert; denn das, da bin ich überzeugt, ist nicht teuer, sondern wertschöpfend. Und nachhaltig.
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