Geben Sie einen Suchbegriff ein
oder nutzen Sie einen Webcode aus dem Magazin.

Geben Sie einen Begriff oder Webcode ein und klicken Sie auf Suchen.
Kommentar | Tjards Wendebourg

Fast so beliebt wie ein Schreiner

In einem Interview sagte ein junger Unternehmer neulich einen spannenden Satz. Er erzählte über seine Zeit in der Schweiz und über die Wertschätzung, die ihm dort als Gärtner entgegengebracht worden sei. Man sei genauso gut behandelt worden wie der Schreiner, sagte er. Und es klang noch deutlich mit, wie sehr er damals darüber verwundert war, genauso wertgeschätzt worden zu sein wie ein Fachmann für Holzarbeit.

Veröffentlicht am
Dieser Artikel ist in der erschienen.
PDF herunterladen
Bild: Volker Michael
Artikel teilen:

Ich bin über den Satz gestolpert, weil er genauso erstaunlich ist, wie die Tatsache selbst, dass zwei Fachleute in den Augen ein und desselben Kunden unterschiedlich betrachtet werden können. Denn der Satz sagt ja: „Für mich war das vorher selbstverständlich, dass ein Schreiner größere Wertschätzung erfährt, als ich, als Gärtner."

Nun hat sich seit der Episode, die schon ein paar Jahre zurückliegt, einiges getan. Mit dem Aufstieg zum Privatkundenberater hat sich gefühlt auch der Stellenwert des Gärtners verbessert. Wir sind im Auftritt professioneller geworden. Der Beruf ist näher an die Menschen herangerückt und ist damit auch präsenter geworden. Und wie ist das mit der Wertschätzung?

Nun, Wertschätzung ist eine Sache von Erwartungen und Erfahrungen. Sie wird nicht zuletzt durch das Auftreten und die Leistung bestimmt. Und da könnte noch einiges passieren. Zuerst einmal wäre es an uns, an unserem Selbstwertgefühl zu arbeiten. So lange wir uns unter Wert verkaufen, einen Teil unserer Leistung verschenken, nicht stolz unsere Kompetenz nach außen tragen und uns nicht als Spezialisten vermarkten, können wir nicht erwarten, dass die Wertschätzung uns gegenüber wächst. Für den Schreiner liegen Jahrhunderte Erfahrung in Leistungsfähigkeit vor; dagegen sind wir ein junges Gewerk, das erst ins Bewusstsein der Menschen wachsen muss. Und es wächst umso schneller, je mehr wir es mit positiven Erfahrungen düngen.

Als zweites muss sich unsere Leistung professionalisieren. Wenn wir besser Steine schütten können, als Pflanzen zu unterscheiden, sind wir Bauarbeiter und keine Gärtner. Solange das Internet-Halbwissen eines durchschnittlichen Kunden die Pflanzenkompetenz des vermeintlichen Fachmanns zu übersteigen droht, ist Wertschätzung etwas, das nur wenigen zuteil wird. Und, wenn Gestaltung ausschließlich auf der Basis von Kundenwünschen zustande kommt, ist das nicht Professionalität, sondern Gehilfentum.

Wir brauchen diese Wertschätzung alleine, um den Lohn zu bekommen, der uns zusteht, um die Mitarbeiter zu (er)halten, die wir brauchen und, um mit dem zufrieden zu sein, was wir tun. Denn, Hand aufs Herz: Ohne Wertschätzung macht das Ganze doch keinen Spaß, oder?

Mehr zum Thema:
0 Kommentare
Was denken Sie? Artikel kommentieren

Zu diesem Artikel liegen noch keine Kommentare vor.
Schreiben Sie den ersten Kommentar.

Artikel kommentieren
Was denken Sie? Artikel kommentieren