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Kommentar | Tjards Wendebourg

Die Digitalisierung erden

Wer sich einmal angeschaut hat, wie viel Strom das Errechnen von Bitcoins, dieser Nerdwährung aus der digitalen Parallelwelt, verbraucht, weiß, wie weit das her ist mit einer ressourcenschonenden Welt 4.0. Während wir früher die Rohstoffe geräubert haben, um daraus haptisch verfügbare Produkte zu machen, verheizen wir die Ressourcen jetzt für Gedankenblasen, die ihren Wert verlieren, wenn einer den Stecker zieht.

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Volker Michael
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Da ist es mehr als verständlich, dass sich Landschaftsgärtner schwertun mit der Digitalisierung. Denn wenn man davon lebt, mit seinen eigenen Händen Werte zu schaffen, liegen einem die nerdigen Wichtigtuer nicht so, die einem die Welt neu erklären wollen. Ich finde es ja schon im Verlagswesen seltsam, wenn alle von digitalen Produkten faseln, weil man das jetzt eben so tut, ohne mal einen Blick aus dem Fenster zu werfen, ob da draußen einer ist, der all die digitalen Produkte und Dienstleistungen braucht und will. Denn letztlich sollte ja vielleicht das den Ausschlag dafür geben, dass man als Unternehmer etwas tut oder nicht tut.

Nicht, dass wir uns falsch verstehen: Die Digitalisierung wird viele Lebensbereiche erfassen und verändern, ob wir das wollen oder nicht. Mit ihr beschleunigen sich Abläufe, verbreiten sich Nachrichten rasend schnell und manche liebgewonnene Gewohnheit, ja, manche Berufe werden verschwinden. Für den GaLaBau-Unternehmer bietet sie einige ganz wunderbare Vorteile; zum Beispiel im Hinblick auf die Optimierung der Unternehmensabläufe und das Marketing. Da sollten wir über unseren langen Schatten springen und schauen, was sich dafür einsetzen lässt, unser Werk besser zu vermarkten und die Dinge, die uns von den Kernaufgaben unserer Arbeit abhalten, besser zu organisieren.

Doch mir scheint die ganze Diskussion gesellschaftlich in die falsche Richtung zu gehen. Deshalb wäre ich dafür, sie zu erden. Und wer wäre dafür besser geeignet als der Landschaftsbau mit seinen, im wahrsten Sinne des Wortes, geerdeten Produkten. Denn wenn es uns gelingt, unser Angebot präsent zu halten, könnten wir zu den Gewinnern der Digitalisierung gehören.

Schließlich ist es ja so: Auch wenn uns die Digitalindustrie virtuelle Welten vorgaukelt, werden wir weiter im Hier und Jetzt leben. Die Digitalisierung ist und bleibt in erster Linie ein Werkzeugangebot. Und ich bin mir auch nicht sicher, ob wir uns etwas anderes wünschen sollten. Denn eines bleibt gewiss: Es gelten auch weiter die Naturgesetze. Und wenn der Strom weg ist, wird es dunkel. Da wird es beruhigend sein, bei Tagesanbruch in einem Garten aufzuwachen; mit Natursteinen, Wasser, Holz und Pflanzen; den man anfassen, riechen und zum Teil ganz undigitalisiert hören und schmecken kann.

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