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Kommentar | Tjards Wendebourg

Das LehrerInnen-Dilemma

Die Erkenntnis, dass der Branche die Lehrerinnen und Lehrer ausgehen, ist so neu nicht. Schon als der BGL 2005 den Stiftungslehrstuhl in Kassel eingerichtet hatte, war eines der Ziele, akademischen Nachwuchs für die Branche zu gewinnen; unter anderem, um neue Lehrkräfte und Ausbildende von Lehrkräften zu bekommen. Schon da wusste man, dass ein großer Teil der Lehrerschaft in absehbarer Zeit in den Ruhestand wechseln würde. 2012 sagte die Hochschulkonferenz Landschaft (HKL), dass jährlich alleine im Bereich Landschaftsbau 50 Studierende sowie drei Hochschulen für deren Ausbildung gebraucht würden. Passiert ist seitdem wenig, jedenfalls wenig Positives.

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Redaktion
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2009 wurde am Landesinstitut für Landwirtschaftspädagogik in Bonn der letzte Jahrgang verabschiedet. Dort konnten sich jährlich immerhin 20 bis 25 Studierende als Lehrkräfte an Berufsschulen weiterqualifizieren. Als Ausbildungsstätten für Berufsschullehrkräfte blieben danach Weihenstephan und die TU Berlin übrig, von denen letztere auch schon wieder für diesen Bereich ausfällt. Das 2013 neu geschaffene Angebot in Geisenheim reicht nicht annähernd, um den Bedarf zu decken. Und der Stiftungslehrstuhlinhaber in Kassel– naja, sagen wir es mal so – hatte seine eigene Agenda. Dass sich der Mangel zügig verschärfen würde, war also so sicher wie das Amen in den sich leerenden Kirchen.

Wenn BGL, Bauernverband und ZVG jetzt gemeinsam beklagen, dass der Engpass „in den zuständigen Landesministerien noch nicht überall angekommen ist“, ist man aus diesem Grund geneigt zu fragen, was die berufsständischen Vertretungen in dieser Richtung in den letzten 10, 15 Jahren getan haben. Schließlich sollte unser Interesse als betroffene Branchen größer sein als das der Länder. Landesministerinnen und -minister wechseln in der Regel nach jeder Wahlperiode. Zu ihren Aufgaben zählt die Betreuung der allgemeinbildenden Schulen ebenso wie die der Hochschulen. Meist sind sie damit ausreichend beschäftigt, denn man braucht keine PISA-Studie, sondern nur eigene Kinder, um zu sehen, was bildungspolitisch alles schiefläuft. Dass sich die Kultusverantwortlichen da noch tiefer in die einzelnen Zweige des Berufsschulwesens einarbeiten und es dafür eine öffentliche Agenda gibt, ist eher unwahrscheinlich. Das hätten sich auch die Verbände ausrechnen können.

Dass ein oder zwei Ausbildungsstätten für den Agrarbereich – zudem Garten- und GaLaBau ja nun immer noch zählen – nicht reichen würden, ist ebenso wenig eine Binsenweisheit wie die Tatsache, dass die Überbürokratisierung der Anerkennung und das föderale Durcheinander der Sache nicht förderlich sind. Die Eifersüchteleien zwischen den Hochschulen und die geringe wirtschaftliche Attraktivität entsprechender Lehrstühle tun ihr Übriges. Und auch die Erkenntnisse, dass weniger Schulabgänger zur Verfügung stehen würden und Lehrkräfte in der Regel nicht bis 67 arbeiten, sind so neu nicht. Wo ist also das Aufbäumen gewesen, als sich die Lage abzuzeichnen begann? Zwar haben wir jedes Jahr Umsatzrekorde gefeiert, aber dass dieser Faden einmal abreißen wird, wenn die Ausbildung nicht mehr funktioniert, stand wohl nur im Kleingedruckten.

Jetzt heißt es, in die Puschen zu kommen. Es braucht nicht nur den Einsatz in NRW, sondern wir brauchen eine bundesweite konzertierte Aktion für den LehrerInnen-Nachwuchs. Dazu gehören ein Szenario, welche Hochschulen welche Aufgaben übernehmen, der Einsatz für eine Förderung, um den Hochschulen die Lehrstühle schmackhaft zu machen, eine vernünftige Visualisierung der möglichen Zugangswege und eine massive Werbekampagne für den Karriereweg unter Studierenden. Da sollten die Verbände sich nicht aufhalten lassen, gleich morgen loszulegen.

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