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Kommentar | Tjards Wendebourg

Trommeln statt jammern

Ein kluger Landschaftsgärtner sagte unlängst folgenden Satz: „Du weißt doch, wenn der GaLaBau am 1. Januar keine Aufträge mehr hat, fängt er am 31. Dezember an zu akquirieren.“ Wir mussten beide lachen. Dabei ist es nicht wirklich komisch, sondern eher tragisch.

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Redaktion
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Nach Jahren der übergroßen Nachfrage ist die gesamte Branche verwöhnt und träge. Was sage ich, die Branche. Das ganze Land. Das, was im GaLaBau passiert (oder nicht passiert), lässt sich bis zum gewissen Grad auf die gesamte Gesellschaft übertragen. Wir lassen uns von Kampagnenmedien suggerieren, wir würden dem Abgrund entgegensegeln, dabei haben wir immer noch eine bessere Ausgangsposition als viele Mitbewerber. Allerdings ist das kein Naturgesetz, sondern eine Momentaufnahme. Denn Jahrzehnte, in denen das Beharrungsvermögen als stärkste Kraft galt, ist vieles liegen geblieben. Wer heute sein neues Telefon mit 5G-Empfang zu nutzen versucht, weiß, wovon ich rede. Weil es auch ohne gegangen ist, haben wir viele Dinge einfach nicht gemacht. Oder besser: Wir haben es selbst dann nicht getan, als eigentlich klar war, dass es nicht ohne geht.

Um das zu belegen, kehren wir wieder in die Branche zurück. Wir wussten seit Jahrzehnten, wie sich die Bevölkerungsentwicklung in einer saturierten Volkswirtschaft darstellt. Die Menschen setzen seit Mitte der 60er-Jahre weniger Kinder in die Welt, und zeitgleich orientieren sich die Bürgerinnen und Bürger an höheren Bildungsabschlüssen. Beides normale Entwicklungen in wohlhabenden Gesellschaften. Es war also ziemlich klar, dass uns in absehbarer Zeit die Leute ausgehen und wir zugleich mehr Aufwand würden betreiben müssen, um die, die übrigbleiben, zu Leistungsträgern zu entwickeln. Der Auftragsboom der letzten Jahre hat dann die Lage verschärft. Mehr Aufträge und weniger Arbeitskraft sind eine schlechte Kombi.

Jetzt brennt die Hütte an mehreren Ecken. Die Kosten steigen, die Zahl verfügbarer Fachkräfte sinkt, der Druck, sich neu zu erfinden, wächst. Schließlich weisen nur Effizienz und Innovation den Weg aus der Kostenfalle. Für beides braucht man kühles Blut und einen freien Kopf. Das, was bisher funktioniert hat, muss nicht zwingend auch in Zukunft funktionieren. Wir brauchen ein paar neue Strategien und dafür etwas Vorlauf.

Zuerst müssen wir es in einer großen gemeinsamen Anstrengung schaffen, den Beruf gesamtgesellschaftlich attraktiver zu machen. Zwar haben alle Imagekampagnen leidlich gute Vorarbeit geleistet, und der Greta-Effekt hat der Branche (wie zuletzt in den 80er-Jahren) auch wieder hochmotivierte und engagierte junge Menschen zugeführt. Trotzdem taucht der Beruf in den Hitlisten auf den vorderen Plätzen nicht auf. Nur Eltern mit Branchen-Vorbelastung jubeln, wenn die eigenen Schützlinge zur Gärtner-Ausbildung ansetzen.

Eng damit zusammen hängt unser zweites Aufgabenfeld: Solange der Freiraum reiner Luxus ist und nicht Teil des Wohlbefindens, droht uns weiter, in der nächsten Krise aus der Kurve zu fliegen. Der Trend zu abwaschbaren Außenanlagen, in denen der Pool das Highlight ist, hat das Problem sogar verschärft: Wenn sich der Kompetenzbedarf auf die Reinigungsleistung eines Filters reduziert, kann jeder Verkäufer unseren Job machen. Dann sind wir und das Produkt austauschbar.

Lassen Sie uns also die aktuelle Lage als Zäsur begreifen und uns vornehmen, in Sachen Marketing und Kompetenzzuwachs in Zukunft kräftig die Trommel zu rühren. Dabei gilt: Nachwuchswerbung ist zugleich Auftragsakquise. Das Potenzial ist riesig. Wir müssen es uns aber auch erschließen.

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