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Der GaLaBau im Südwesten

Nachfolge und Fachkräfte sichern

Die GaLaBau-Verbände Baden-Württemberg (VGL BW) und Rheinland-Pfalz und Saarland (VGL RPS) sind zwei, die unterschiedlicher nicht sein könnten. Während man in der Geschäftsstelle in Leinfelden-Echterdingen annähernd 800 Mitgliedsbetriebe betreut, sind es in Mainz knapp 200. Doch die Themen, die die Verbände bewegen, sind ähnlich: der Fachkräftemangel und die Betriebsnachfolge.

von Susanne Wannags erschienen am 16.10.2024
© Verlag Eugen Ulmer
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„Wir haben in diesem Jahr zwar schon 30 neue Mitglieder gewinnen können, aber auch 25 verloren“, sagt Reiner Bierig, Geschäftsführer des VGL Baden-Württemberg. „75?% waren Betriebsaufgaben, die meisten davon altersbedingt.“ Vor allem Kleinbetriebe bis zu fünf Mitarbeitern schließen, wenn sie keinen adäquaten Nachfolger finden. „Diese Betriebsgröße macht immerhin rund 50?% unserer Mitglieder aus. In den kommenden Jahren steht uns ein riesiger Generationswechsel bevor.“ Die Baby-Boomer-Generation erreicht das Rentenalter, und viele Unternehmerinnen und Unternehmer überlegen, ob und wie es weitergehen soll.

Reiner Bierig ist langjähriger Geschäftsführer des Verbands in Baden-Württemberg.
Reiner Bierig ist langjähriger Geschäftsführer des Verbands in Baden-Württemberg. © VGL Baden-Württemberg

Eine Möglichkeit ist der Verkauf der Firma, auch an Investorengruppen, die sich vermehrt für die deutsche GaLaBau-Branche interessieren. Allerdings hält sich deren Interesse an Kleinstbetrieben in Grenzen. Sie sehen das Potenzial bei Firmen, die vor allem im öffentlichen Bereich tätig sind. Dort erwartet man aufgrund des Klimawandels jetzt und in Zukunft lukrative Aufträge.

Vorlauf hat sich normalisiert

Doch auch wer vorwiegend im Privatgarten tätig ist, hat aktuell noch ausreichend Arbeit. „Klar ist, dass wir nicht mehr auf der Welle von vor zwei Jahren schwimmen, als der Vorlauf ein halbes bis ein Jahr betrug“, sagt Bierig. „Das war nicht nur positiv, weil es die Betriebe enorm unter Druck gesetzt hat, sowohl die Unternehmer als auch die Mitarbeiter.“ Aktuell habe sich die Nachfrage im Privatgarten normalisiert. „Wer als Unternehmer die 1990er-Jahre mitgemacht hat, kennt ganz andere Zeiten. Da gab es Vorlaufzeiten von zwei Wochen. Jetzt wird man nervös, wenn es ,nur‘ zwei bis drei Monate sind.“ Was sich seiner Ansicht nach verändern wird: „Wer nicht nur von Stammkunden lebt, muss wieder aktiv akquirieren.“ Mit tatsächlichen Nachfragerückgängen zu kämpfen haben momentan allerdings die Betriebe, die vorwiegend für Wohnungsbaugesellschaften arbeiten.

Die beste Auftragslage nützt nichts, wenn es an Mitarbeitern fehlt, die die Arbeit ausführen können. Mit umfangreichen Maßnahmen von Auftritten auf Berufsmessen bis zu Tik-Tok-Videos möchte der VGL Baden-Württemberg junge Menschen für eine Ausbildung begeistern.

DEULA soll grünes Bildungszentrum werden

Einen Schub für die Fachkräftesicherung sowohl im Ländle als auch in der Branche erhofft sich Bierig vom Ausbau und der Modernisierung der DEULA in Kirchheim/Teck. Das Land Baden-Württemberg stellt 1,8 Mio.?€ für Investitionen zur Verfügung, das Bundesinstitut für Berufliche Bildung fördert die Betriebsmittelausstattung voraussichtlich mit weiteren 2,5 Mio.?€. „Damit werden wir die DEULA zukunftsfit machen. Unsere Vision ist ein grünes Bildungszentrum, in dem wir auch Quereinsteiger qualifizieren können.“ Staudenflächen anlegen, Boden vorbereiten, einfache Schnittarbeiten – das alles sind Tätigkeiten, die Quereinsteiger gut erlernen können. „Den Fachkräftemangel werden wir nicht allein mit Auszubildenden beheben“, ist Bierig überzeugt.

Vision der künftigen DEULA in Kirchheim/Teck. Sie gehört zu 85?% dem VGL BW und zu 15?% der Stadt Kirchheim.
Vision der künftigen DEULA in Kirchheim/Teck. Sie gehört zu 85?% dem VGL BW und zu 15?% der Stadt Kirchheim. © DEULA Kirchheim

Gartenschauen made im Ländle

Mit den Gartenschauen hat der Verband ein weiteres Instrument, um die Attraktivität des Berufsstandes nach außen zu tragen. Als einzigem Bundesland ist es Baden-Württemberg (hier wurden die Gartenschauen erfunden) gelungen, seit 1980 jedes Jahr eine Gartenschau zu veranstalten – Ausnahme war lediglich 1995. „Das haben wir einem tollen Netzwerk zu verdanken, das in diesen Jahrzehnten aufgebaut wurde. Und die baden-württembergische Landesregierung hat von Anfang an erkannt, welche Wucht in den Gartenschauen steckt.“

Das galt und gilt übrigens unabhängig von der jeweiligen Regierungspartei. „Wir haben zu den Verbandsveranstaltungen, bei denen es um Gartenschauen geht, immer schon alle Fraktionen eingeladen“, sagt Reiner Bierig. Wenn im kommenden Jahr der Landesverband sein 50. Jubiläum feiert, heißt es für ihn so langsam Abschied nehmen. Ab 1. Januar 2026 wird Marco Riley, Geschäftsführer der DEULA, seine Nachfolge antreten.

Kommunen setzen auf Betriebe

Im VGL Rheinland-Pfalz und Saarland wurde der Generationenwechsel in der Geschäftsstelle bereits vor mehreren Jahren vollzogen; 2023 folgte auf Anne Schmidt Aline Schröder in die Geschäftsführung. Ähnlich wie in Baden-Württemberg ist allerdings die Marktentwicklung bei den grünen Dienstleistungen. „Wir beobachten den Markt und stellen fest, dass aktuell von den Kommunen vermehrt Pflege ausgeschrieben wird“, stellt Verbandspräsident Michael Gesellchen fest.

Michael Gesellchen führt die Geschäfte im Verband Rheinland-Pfalz und Saarland.
Michael Gesellchen führt die Geschäfte im Verband Rheinland-Pfalz und Saarland. © VGL Rheinland-Pfalz und Saarland

Die Personaldecke in den Kommunen ist dünn und daher wird vermehrt auf externe Dienstleister gesetzt. Davon profitieren vor allem die Betriebe, die sich auf Pflege im öffentlichen Bereich spezialisiert haben. „Kommunale Pflege anzubieten, bedeutet immer ein hohes Investment – es werden entsprechende Maschinen und Personal benötigt.“ Im Privatgartensegment ist aktuell ein wenig Zurückhaltung spürbar. „Wir dürfen das aber nicht mit den vergangenen Jahren vergleichen, da die Nachfrage zu Corona-Zeiten extrem hoch war.“

Bei den öffentlichen Auftraggebern hat Gesellchen die Erfahrung gemacht, dass viele Bürgermeister gerne mehr in grüne Infrastruktur investieren würden – doch schon bei der Beauftragung macht sich die Personalnot vieler Ämter bemerkbar. „Es sind Fördergelder für ‘Grün in der Stadt’ da, die nicht abgerufen werden, weil es niemanden gibt, der sich darum kümmern kann.“ Das Personalproblem setzt sich bei den Landschaftsarchitekten und damit bei der Planung dieser Projekte fort.

Kooperationen stärken

Was den Fachkräftemangel im eigenen Berufsstand angeht, setzt der Verbandspräsident auf mehr Kooperation der Betriebe. „Die alles entscheidende Ressource, um Aufträge annehmen zu können, ist der Mensch. Wir sollten darüber nachdenken, ob man beispielsweise Baustellen gemeinsam ausführen kann.“ Das ermöglicht es GaLaBau-Unternehmern, größere Aufträge anzunehmen. „Es gibt etliche Betriebsinhaber, die davor zurückschrecken, an Ausschreibungen teilzunehmen, bei denen es um große Beträge geht. Lieber werden kleinere Projekte abgewickelt, bei denen man zügig eine Rechnung stellen kann.“ Ein Beispiel ist für Gesellchen die Landesgartenschau, die 2027 in Neustadt an der Weinstraße stattfinden wird. „Dort wird es vermutlich nur größere Lose im siebenstelligen Bereich geben. Das dürfen wir nicht dem Straßen- und Tiefbau überlassen, sondern müssen uns zusammenschließen.“

Gesellchen wirbt immer wieder für Vernetzung und lebt sie auch in seinem Betrieb. „Ich habe beispielsweise ein Lager mit 500?m3 Mutterboden. Wenn ein Kollege, dessen Betrieb 30?km entfernt liegt, 1?km von mir entfernt eine Baustelle hat, warum sollte er bei mir keinen Boden holen können? Ich selbst profitiere auch immer wieder von Kollegen. „Durch manche Tipps, die ich im persönlichen Austausch erhalten habe, konnte ich wirklich wertvolle Einsichten gewinnen, die auch zu einer Kosteneinsparung im Einkauf und damit zu einer Gewinnerhöhung führten.“ Um sich besser kennenzulernen und Vertrauen aufzubauen, sind seiner Ansicht nach vor allem die Regionalgruppen ein guter Ort.

Beschäftigte qualifizieren

Sorge bereitet Gesellchen die Tatsache, dass Betriebsinhaber der Baby-Boomer-Generation es schwer haben, Nachfolger zu finden. „Wir stellen erstmals einen leichten Knick bei der Zunahme der Mitgliedsbetriebe fest. Was uns besonders schmerzt: Wenn ein gesunder Betrieb schließt, verlassen oft auch die Mitarbeiter die Branche. Das ist ein Riesenverlust.“

Positiv für Unternehmen, die auf der Suche nach Fachkräften sind, sieht er die Beschäftigtenqualifizierung, die die Agentur für Arbeit anbietet. Dieses Programm ermöglicht für die eigenen sozialversicherungspflichtig angestellten Mitarbeiter zwei Förderoptionen: die anpassungsorientierte und die abschlussorientierte Qualifizierung. Bei der anpassungsorientierten Maßnahme können Weiterbildungen über zertifizierte Träger und Anbieter gefördert werden, zum Beispiel der Lkw-Führerschein.

Die abschlussorientierten Qualifizierungen zielen auf einen Berufsabschluss ab. Hier haben ungelernte oder fachfremde sozialversicherungspflichtig angestellte Mitarbeiter die Chance, den Berufsabschluss zu erzielen und dennoch weiterhin ihr bisheriges Gehalt zu bekommen. Die Agentur für Arbeit unterstützt über einen sogenannten Arbeitsentgeltzuschuss. Der Arbeitgeber trägt lediglich die finanzielle „Last“ in Höhe der Ausbildungsvergütung, der Arbeitnehmer hat ohne finanzielle Einbußen die Chance auf einen Abschluss.

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