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Positive Wirkungen

Ein Hoch auf den Mulch

Mulch, sei es mineralischer oder organischer, ist durch den Klimawandel geradezu existenziell geworden. Er erleichtert die Pflegearbeiten und wirkt sich positiv auf das Bodenleben und die Pflanzung aus. Landschaftsgärtner Frank Schroeder hat gute Erfahrungen in seinen eigenen Anlagen gemacht und erklärt verständlich die Zusammenhänge.

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Pflanzung als nicht betretbarer Rasenersatz
Pflanzung als nicht betretbarer RasenersatzPicasa
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Organischer Mulch in Form von Rindenabfällen, meist von Fichten, wird seit Jahrzehnten verwendet. Diese preiswerte Bodenbedeckung, ein Abfallprodukt der Forstwirtschaft, hat schon in den 1980er-Jahren, vielleicht bei einigen Vorreitern auch früher, Einzug in die Gärten gehalten. Das Grundprinzip des Mulchens ist primär die Unterdrückung des Lichts, das Samen in den obersten Bodenschichten zur Keimung veranlasst. Wird der Samen eines Lichtkeimers mit mehr als 3 cm abgedeckt, unterbleibt die Keimung. Besonders in progressiven Gemüsegärten wird und wurde das Abdecken, zum Beispiel mit Rhabarberblättern und anderen Pflanzenteilen, praktiziert.

Heute gibt es deutlich mehr Arten des Mulchmaterials. Besonders der mineralische Mulch, also Sande, Kiese, Splitte, Ziegelbruch oder Schotter haben Einzug in die Gärten gefunden. Teilweise sehr zum Leidwesen von Gartenkultur und Artenvielfalt, wenn es um das bloße Abdecken von danach pflanzenlosen Vegetationsflächen geht. Andererseits liegen die enormen Vorteile von organischem und mineralischem Mulch für die meisten Pflanzungen auf der Hand. Sie minimieren Beikrautdruck, verbessern den Wasserhaushalt, erleichtern die Pflege, je nach Mulchart auch die Pflanzung, unterdrücken Keimung im Boden, fördern oder unterdrücken das Wachstum.

Die beiden wichtigsten Faktoren bei organischem Mulch sind der pH-Wert und das C/N-Verhältnis. Pondus hydrogenii, pH, ist das Gewicht der freien Wasserstoffionen und kennzeichnet den Säure-Basen-Haushalt. Beim Säuregehalt kommt es besonders bei Rindenmulch aus Kiefer und Fichte oft zu Missverständnissen. So wird der niedrige pH-Wert als negativ eingestuft. Der Wert liegt um 5,5 bis 6, was für alle Moorbetepflanzen einen Vorteil bringt, und in Kombination mit Grünkompost für die meisten anderen Pflanzen ein ideales Milieu schafft. Dazu später mehr.

Das C/N-Verhältnis

Das C/N-Verhältnis (Kohlenstoff zu Stickstoff) macht den Mulch aus organischen Bestandteilen besonders interessant, kennzeichnet es doch die Haltbarkeit des verwendeten Materials. Wie überall in der Natur muss man auch hier hinter die Kulissen schauen, denn Haltbarkeit geht in dem Fall zu Lasten der Pflanze. Denn besonders langsam zersetzende, organische Mulche entziehen, vereinfacht, über einen Bakterienprozess dem Boden Stickstoff. Das heißt, dass bei einem Verhältnis von circa 24:1 C/N in der organischen Masse von Bakterien ein Teil Stickstoff benötigt wird, um 24 Teile Kohlenstoff umbauen zu können. Werte, die unter 24 liegen, also zum Beispiel 15:1, können sogar effizienter zersetzt werden, um pflanzenverfügbare Masse herstellen zu können.

Jetzt kommt der Mulch ins Spiel. C/N-Verhältnisse von circa 400:1, zum Beispiel bei Hackschnitzeln aus Esskastanie ( Castanea sativa ) werden praktisch kaum umgesetzt, entziehen aber bei der Verrottung dem Boden enorme Mengen an Stickstoff, die dann nicht mehr pflanzenverfügbar sind. Übrigens eine Art, den Boden abzumagern, um später dort eine magere Staudenwiese zu etablieren. 

Flächen, besonders Staudenflächen, die organisch gemulcht werden, brauchen also eine spezielle Behandlung, damit die Kombination Mulch/Pflanze funktioniert. Dazu noch ein paar Zahlen: Pinienrinde circa 280:1, Rindenmulch Fichte circa 130:1, Laub circa 20:1 (hier muss man den Gerbsäureanteil berücksichtigen), und zu guter Letzt Grünkompost, auch ein Mulch, mit circa 19:1.

Kompost und Mulch kombinieren

Grünkompost ist ein kostengünstiger Allrounder, der im industriellen Stil aus Garten- und sonstigen Grünabfällen gewonnen wird. Das Grundmaterial wird gehäckselt und in großen Mieten gelagert. Hier entstehen durch Zersetzungsprozesse Temperaturen bis 80 °C. Dadurch werden ein Großteil der Samen, Wurzelbeikräuter und Pilze abgetötet. Man erhält ein relativ „steriles“ Mulchsubstrat, das sowohl als Vegetationstragschicht als auch als Mulch nutzbar ist. Aufgrund der Struktur und des idealen C/N-Verhältnisses zumindest bei pH 8 keimt allerdings jeder Flugsamen. Deshalb empfiehlt sich eine spätere Abdeckung mit einem Mulch.

Die Kombination von Grünkompost und späterem Auftrag von Rinden- oder Pinienrindenmulch, mit vorheriger Stickstoffgabe in Form von Hornspänen, hat sich bei uns schon zwei Jahrzehnte bewährt. Besonders gute Ergebnisse erhalten wir bei einem Auftrag von circa 10 cm Grünkompost auf den unbehandelten, allerdings wurzelunkrautfreien Boden. In den Grünkompost werden zum Substrat passende Beetstauden gepflanzt, nur mit Topfballenkontakt auf den anstehenden Boden, danach eine leichte Gabe Hornmehl. Nach der Vegetationsphase werden Beikrautsämlinge entfernt, die Fläche mit Hornspänen gedüngt und 3 bis 5 cm Rindenmulch aufgetragen. Der hohe pH des Grünkompostes (circa pH 8) puffert hierbei den niedrigen pH des Koniferenmulchs.

Vorteil bei Hitze und Trockenheit

Zwei weitere positive Faktoren von organischem Mulch sind die Pufferung der Bodentemperaturschwankungen und der Wasserhaushalt. Das vermehrte Auftreten von Temperaturen jenseits der 30 °C im Schatten plus die Rekorde der jährlichen Sonnenstunden in Verbindung mit niedrigsten Luftfeuchteraten bringen Böden und deren Bewohner an die Leistungsgrenze. Tiefe Trockenrisse und Feuchtigkeitsverluste bis in mehrere Meter Tiefe waren 2018 bis 2020 und besonders 2022 keine Seltenheit. Hier können Mulche gute Dienste leisten.

Sämtliche organische Mulche brechen den kapillaren Wasseraufstieg im Boden. Zum einen, weil die Temperatur unter dem Mulch deutlich geringer ist als auf nacktem Boden, zum anderen, weil die Kapillaren durch den Mulch einen „Deckel“ aufgelegt bekommen. So werden geringe Luftfeuchtigkeiten in der Atmosphäre von der relativ hohen Bodenfeuchte getrennt.

Laub – preiswert und wirksam

Als preiswert und besonders nachhaltig hat sich hier Laub erwiesen. Ganz nebenbei kann diese kostenlose organische Substanz auch gegen unerwünschte Wurzelbeikräuter genutzt werden. Versuche gegen Giersch stellen sich wie folgt dar: Eine 40 cm dicke Decke aus feuchtem Laub, aufgebracht im November 2019, führte schon bis Juni 2020 zum Absterben bei Aegopodium . Wenige Triebe schafften es durch die mittlerweile auf circa 4 bis 5 cm zusammengesackte Laubdecke und wurden einmalig gejätet. Die Laubdecke speicherte trotz geringster Regenmengen immer noch reichlich Feuchtigkeit und bestand aus hunderten Schichten. Schon im Übergang zum Juli wurde die Fläche mit Trachystemon orientalis bepflanzt und ist bis heute komplett gierschfrei.

Manche mögen’s mineralisch

„Mineralischer Mulch“ ist durch die unsäglichen Kies- und Schotterwüsten in Mode gekommen. Er kann ein monochromes, pflanzenloses „Design“ unterstreichen. Viel sinnvoller ist er allerdings als Begleiter vieler hitzefester Gehölze und besonders von Stauden. Viele Stauden aus dem Steppenbereich und mediterranen Raum kommen schon aufgrund der klimatischen Bedingungen auf mineralischen Böden vor. Man kann den Standort durch Splitte und Kiese, mit allen Vorteilen dieser Fraktionen, unterstützen.

Vorzugsweise Körnungen unter 16 mm ohne 0-Anteil eignen sich in Bezug auf unerwünschte Wildkräuter. Lassen diese sich doch recht einfach aus Schüttungen von mehr als 5 cm entfernen. Weitere Vorteile sind die vereinfachte Wasseraufnahme, da die Böden unter dem Splitt nicht so stark austrocknen und Regen schlecht oberflächlich ablaufen kann.

Je nach Material kann auch der pH-Wert sich positiv auswirken. Kalksplitte und Kalksande ohne Feinanteil heben den pH-Wert auf ein Niveau, das vielen unerwünschten Gräsern das Leben erschwert. Im Gegensatz zu organischem Mulch spielt das C/N-Verhältnis bei mineralischem Mulch keine Rolle. Für besonders pflegeleichte Beete nutzt man hohe Schüttungen ohne 0-Anteil mit der an diesen Standort angepassten Pflanzendecke. Hier ist dann der Übergang vom Mulch zum Substrat, zum Beispiel 40 cm Lavasubstrat oder Splitte mit 2 mm Kleinstkorn und Sand.

Sand als hervorragendes Material

Sand ist ein hervorragender mineralischer Mulch und ein erstklassiges Substrat für viele Pflanzen (siehe auch den folgenden Beitrag von Till Hofmann). Geologisch ist er ein Erosionsprodukt aus vielfältigen Gesteinen und Muschelschalen. Die Körnung ist rund und er kommt sehr häufig vor.

Sand und Kies, auch hier besser unter 16 mm, sind ausgezeichnete Mulchmaterialien. Ihre runde Kornstruktur macht das Pflanzen und Jäten besonders einfach, die Kapillarität ist gering, und angepasste Pflanzen durchwurzeln das Gefüge besonders schnell und weiträumig. Die Wasseraufnahme erfolgt schnell, die Nährstoffhaltefähigkeit ist gering.

Ein großer Nachteil von Sand aus Kiesgruben ist die abnehmende Verfügbarkeit. Gewaschener Sand ist ein endlicher Baustoff, der nicht unbedigt als Mulch missbraucht werden sollte. Aus Gründen der Nachhaltigkeit sollte entweder ungewaschener oder gebrauchter Spielplatzsand genutzt werden.

Mulch aus nachwachsenden Stoffen

Drei weitere Mulche sind Wollvliese von Schafen, Moos (siehe dega8450) und Miscanthus , alles nachwachsende Rohstoffe, wobei Miscanthusmulch sogar landwirtschaftlich hergestellt wird. Die bisherigen Versuche mit Wollvlies bei uns auf dem Ommertalhof sind sehr vielversprechend. Das aufgelegte Vlies lässt Beikraut an Lichtmangel absterben, außerdem speichert Wolle Wasser und ist, genau wie Hornspäne, ein Stickstofflieferant. Das Experiment wird im Herbst 2023 abgeschlossen. Ergebnisse folgen.

Miscanthus ist ein nachwachsender Rohstoff, der auch landwirtschaftlich angebaut wird. Keine Baumart im gemäßigten Klima hat einen jährlichen Zuwachs der Biomasse wie Miscanthus giganteus . Leider wird dieses Gras viel zu wenig genutzt, denn es ist auch ein guter Energieträger, zum Beispiel um Pellets herzustellen. Gehäckselter Miscanthus kann ebenfalls gut als Mulch genutzt werden. Der Häcksel ist relativ scharfkantig und hat einen neutralen pH-Wert.

Abmagern mit Mulch

Durch das enorme (Miss-)Verhältnis von circa 400:1 C/N bei Esskastanienchips entziehen die zersetzenden Bakterien dem Boden große Mengen Stickstoff. Dieser wird erst durch die Humifizierung wieder pflanzenverfügbar. Die Vorgehensweise ist also wie folgt:

  • Aufbringen von Mulchen mit schlechtem C/N-Verhältnis, ohne 0-Anteile, also Stroh, Esskastanienchips, Pinienmulch, auch überständiges Heu, das gegebenenfalls sogar einfach nach der Mahd auf der Fläche verbleibt
  • Ständige Kontrolle des Zersetzungsprozesses, gegebenenfalls wässern
  • Entfernen des Mulchs bei ersten Anzeichen von Humusbildung. Das kann auch erst nach der zweiten Vegetationsphase sein.
  • Die durch Lichtmangel entstandene vegetationslose, jetzt nährstoffärmere Fläche kann eingesät werden.

 

>> Eine Checkliste der unterschiedlichen Mulchmaterialien finden Sie hier: Checkliste öffnen

 


Frank Schroeder ist Gärtnermeister und betreibt mit seiner Frau Nicole Frank (Landwirtin) den Ommertalhof. Die Steinspezialisten schaffen mit Naturstein, Wasser, Pflanzen und Holz Gärten der besonderen Art. www.ommertalhof.de
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