Rote Karte für das „Weiter so"
Es gab in der Vergangenheit wohl selten den Fall, dass der Naturschutz die Menschen mobilisiert hat. Atomkraft ja. Saurer Regen auch. Aber Artenvielfalt? Nein, das ist neu. Und weil die Initiatoren des bayerischen Volksbegehrens so klug waren, mit der Biene ein marketingtechnisch perfektes Icon für ihr Anliegen zu wählen, ist der abstrakte Begriff „Artenvielfalt" für fast ein Fünftel der bayerischen Wähler so greifbar geworden, dass sie sich bei Wind und Wetter und weitgehend unpraktischen Öffnungszeiten im örtlichen Rathaus zum Unterschreiben eingefunden haben.
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Der Zuspruch war so bemerkenswert, dass der bayerische Ministerpräsident Markus Söder – bisher ohnehin nicht verdächtig, irgendeine Überzeugung zu haben – bereits zur Halbzeit einen runden Tisch angekündigt hat. Das sollte bitte keiner überbewerten, denn ein „runder Tisch" ist im politischen Sprech nichts anderes als ein „Weiter so" mit Verständniskomponente. Was daran aber bemerkenswert ist: Die CSU, selbst ernannte oberste Gralshüterin der bäuerlichen Interessen (nicht der kleinbäuerlichen wohlgemerkt) und Sprachrohr für Heimat und Schöpfung hat das Volksbegehren, seine Initiatoren und die Befindlichkeiten der Bevölkerung offensichtlich bisher nicht ernstgenommen. So ging es wohl auch dem Bauernverband. Der reagierte erst lange nach Start des Volksbegehrens mit den üblichen Querschlägern in Schwarz-Weiß à la „Die Bauern sind wieder die Opfer."
Viele Vertreter der Landwirtschaft sind immer noch in der Endlosschleife des Gestern gefangen, die da lautet: Öffentlich jammern und weitermachen wie bisher. Dabei ist nicht nur ein Großteil der Betriebe verschwunden, sondern die Landwirtschaft ist zugleich in diesem Zuge zu einer subventionierten und technisierten Leistungsschau geworden, bei der die Verantwortung für die bewirtschaftete Fläche – die zugleich unser aller Umwelt ist – verlorengegangen ist. Schuld an der Image-Erosion sind im Zweifelsfall immer die anderen; die geizigen Verbraucher, die Politik, die Medien, die EU. Statt Verantwortung zu übernehmen und gegenzusteuern, relativiert man das ohnehin Offensichtliche. Natürlich ist die konventionelle Landwirtschaft nicht alleine am Artensterben schuld. Aber sie trägt großen Anteil, ist der größte Flächennutzer und zugleich von jeglicher Einsicht befreit.
Was kann der GaLaBau davon lernen? Zuerst einmal: Wenn wir weiter „die Guten" sein wollen, hören wir auf, jeden Quatsch unreflektiert auszuführen. Lasst uns in dem Bewusstsein beraten, dass Gärten und gewerbliche Freiräume auch als Biotope immer wichtiger werden. Als Dienstleister wird man nicht jeden gestalterischen Unsinn verhindern können. Aber sich hinter jedem noch so dämlichen Kundenwunsch zu verschanzen, als sei es Gesetz, führt in dieselbe Sackgasse, in der die konventionell wirtschaftenden Bauern jetzt schon stecken.
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