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KOMMENTAR | TJARDS WENDEBOURG

Meine Sorgenkinder und ich

Die Zahl der Krankentage aufgrund psychischer Probleme hat sich seit 2007 verdoppelt, hat das Bundesarbeitsministerium bekannt gegeben. Vorausgegangen war eine Anfrage der Linksfraktion. Ich weiß nicht, wie es Ihnen geht, aber meine Überraschung hält sich in Grenzen. Denn wenn wir uns unser aller Situation mal als Bild vorstellen, dann darf man die Jetztzeit als eine Existenz auf einer ins Ungewisse treibenden Eisscholle beschreiben. Während wir früher nicht gesehen haben, dass wir ins Off segeln, bekommen wir es jetzt auf allen Kanälen und ohne Unterbrechung mitgeteilt. Der oder die eine nimmt das mit Gelassenheit oder Ignoranz; andere macht es krank
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Volker Michael
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Die Unberechenbarkeit einer disruptiven Gesellschaft sorgt für verunsicherte Unternehmerinnen und Unternehmer, die oft in aktionistischen Übersprungshandlungen ihre Mitarbeiter in den Permastress treiben und für Mitarbeiter, die durch die ständige Versicherung ihrer mangelnden Zukunftsfähigkeit in Agonie, Radikalität oder Krankheit flüchten. Und, machen wir uns nichts vor: nicht nur die Mitarbeiter leiden. Auch Chefinnen und Chefs tut es nicht gut, wenn sie täglich das Gefühl vermittelt bekommen, ihre unternehmerischen Qualitäten würden nicht mehr ausreichen, um den Herausforderungen des Wandels zu genügen.

Dabei ist das Wichtigste, was wir in Zukunft werden lernen müssen, dass wir uns nicht verrückt machen lassen und andere nicht verrückt machen. Wandel hat es immer gegeben. Neu sind die Menge der Kanäle und die Geschwindigkeit der Nachrichten, die uns suggerieren, alles sei schon jetzt – und in Zukunft erst recht – ganz anders. Dabei ist es gar nicht so.

Menschen sind archaische Wesen, die – allem Digitalhype zum Trotz – ihre Verhaltensmuster im Laufe von Jahrtausenden kaum verändert haben. Das lässt sich durch jede Studie der Verhaltensforschung belegen. Was auf der einen Seite traurig ist, weil wir in vielen Fällen mit der Keule, die wir in der Steinzeit getragen haben, in Situationen hereingehen, ist auf der anderen Seite auch beruhigend. Denn es gelten zugleich alte Prioritäten: das Überleben der Art, das persönliche Wohlbefinden, die Suche nach Glück und Anerkennung, das Streben nach Sicherheit und Geborgenheit.

Gerade in Zeiten des Wandels ist es gut, sich daran zu erinnern, worum es wirklich geht, statt sich von fremden Kräften zu falschen Prioritäten treiben zu lassen. Vergewissern Sie sich der wesentlichen Werte und vermitteln Sie Ihren Mitarbeitern, für diese Werte einzustehen und nicht Spielball äußerer Einflüsse zu sein. Sie leben nicht nur wesentlich ruhiger, sondern werden auch noch attraktiver: für Mitarbeiter ebenso, wie für Kunden. Denn was ist attraktiver für Ihre beiden wichtigsten Zielgruppen, als ein Mensch, der in sich ruht, nach Idealen strebt und für nachvollziehbare Werte steht.

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