Runter mit den Scheuklappen!
In der guten alten Zeit – zumindest viele Ältere unter uns behaupten, sie sei besser gewesen – wurde über klare Direktiven gesteuert. Also: „Ich Chef – Du Mitarbeiter". Da wurden Befehle erteilt, die nach unten weitergereicht und ausgeführt wurden. Platz für Interpretationsspielräume blieb deshalb in der Regel nicht, weshalb sich auch kaum ein Mitarbeiter die Mühe machte, Sinn oder Unsinn zu hinterfragen. Irrte der Chef (oder, noch viel seltener als heute: die Chefin, „m/w/d" gab es noch nicht), ging das Ding eben in den Dutt.
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Dann kam die Lehre des Führens über Zielvereinbarungen (Management by Objectives [MbO]). Sprich, der Chef – oder heute auch manchmal die Chefin – verpacken ihre Befehle in ein Gespräch, das in eine Zielvereinbarung mündet. Das Ziel ist festgelegt, aber der Weg dahin bleibt den Mitarbeitern offen. Klingt nach großer Freiheit, droht aber zum gleichen Ergebnis zu führen wie die Direktive: einer Weltsicht mit Scheuklappen.
Waren die Mitarbeiter vorher auf die Vorgabe konzentriert und vergaßen dabei leicht, nach rechts und links zu schauen, so fokussieren sie sich nun auf Ziele und lassen die Fakten abseits der geraden Linie dahin gerne beiseite. Der Hauptunterschied ist: Die (meist jüngeren) Mitarbeiterinnen oder Mitarbeiter müssen heute mehr Zeit darauf verwenden, Ausreden zu formulieren, weshalb das Ziel nicht erreicht werden konnte. Schließlich obliegt ihnen nun der Weg, der in der Vergangenheit in der Regel vorgegeben wurde. Sie haben damit mehr Verantwortung und benötigen mehr Ausredenkompetenz.
Was da genau passiert, werden wir in einer der kommenden Ausgaben beleuchten. Was sich schon jetzt verraten lässt: Wir kommen in eine Zeit, in der die Verantwortung für den Einzelnen wachsen wird. Statt sich im Mitarbeiterjahresgespräch Ziele abzuholen, denen man ein Jahr stur hinterherdackeln kann, werden gesellschaftliche Veränderungen dafür sorgen, dass die Unternehmen dringend auf die Synergie-Effekte in und aus der Mitarbeiterschaft angewiesen sind. Ziele werden dabei zu gemeinsamen Visionen, die regelmäßig von allen Zielverantwortlichen überprüft werden müssen. Gerade im GaLaBau eröffnet das Tagesgeschäft immer wieder neue Perspektiven und Chancen, die man sehen, fixieren und diskutieren muss. Am Ende können sie ganz schnell die Zielrichtung oder den Zielinhalt verändern oder zunichte machen.
Für Unternehmerinnen und Unternehmer wird das schon alleine dadurch zur Herausforderung, dass viele Jüngere gar nicht mehr Verantwortung wollen. Und die Herausforderung wächst dadurch, dass es auch von Chef oder Chefin die Bereitschaft voraussetzt, die Zielerreichung als partizipativen Prozess anzuerkennen. Wohl dem, dem das liegt.
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