Geben Sie einen Suchbegriff ein
oder nutzen Sie einen Webcode aus dem Magazin.

Geben Sie einen Begriff oder Webcode ein und klicken Sie auf Suchen.
KOMMENTAR | TJARDS WENDEBOURG

Schauen, wie man es nicht macht

Das Leben ist die beste Führungsschule. Aber wie man gerade auf öffentlicher Bühne trefflich studieren kann, reicht auch die beste Schule bei Lernschwäche oder Lernunwilligkeit nicht zu einem befriedigenden Abschluss. Vier Jahre hat sich der Chef des Weißen Hauses mit Lug und Trug durch seine Amtszeit geschummelt; und mancher Zuschauer hatte schon zu zweifeln begonnen, ob das Festhalten an unserem Wertekanon noch ein Erfolgsmodell ist. Jetzt kommt der Tag der Abrechnung, und auch wenn der Amtsinhaber sich selbst bis zum letzten Arbeitstag treu bleibt und in einem unwürdigen Schlussakt gegen die Wirklichkeit ankämpft: Er hat bewiesen, dass sein Weg eine Sackgasse, ja am Ende sogar ein Abgrund ist. Das Arbeitsleben ist keine Fernsehshow, in der man ungestraft seine Gegenüber belügen kann. Wenn die Kamera ausgeht, wartet die Realität. Und die ist zwar nackt, aber – in seinem Fall – alles andere als schön.

Veröffentlicht am
Dieser Artikel ist in der erschienen.
PDF herunterladen
Volker Michael
Artikel teilen:

Für uns, die Zuschauer, ist das Ganze aber ein großartiges Lehrstück. Nicht nur, dass wir wieder vor Augen geführt bekommen haben, wie kurz die Beine von Lügen wirklich sind. Wir haben auch ein Führungs- und Geschäftsmodell in Verwendung studieren können, wie es jeder Logik widerspricht – und doch immer wieder gerne genutzt wird; wegen kurzfristiger Erfolge, menschlicher Defizite oder purer Rücksichtslosigkeit. Und wir haben Bestätigung erfahren: Ja, unsere Werte taugen etwas! Da das Leben eben keine TV-Sendung ist, sondern eine Langstrecke mit vielen Abzweigungen, Prüfungen und Kraftaufwendungen, bewährt sich unser auf Werten basierender Konsens.

Auch Unternehmerinnen und Unternehmern, die noch auf autoritäre Führung setzen, sei geraten, sich die vier Jahre alternativer Fakten präsent zu halten. Ein Betrieb – und ich spreche als Mitarbeiter einer Firma, die auf über 150 Jahre Tradition zurückblicken kann – ist ebenfalls ein Organismus, der umso besser funktioniert und umso länger lebt, je mehr er sich als Gemeinschaft von Menschen mit gleichen Werten und gemeinsamen Zielen definiert. Rücksichtslosigkeit bringt zwar kurzzeitige Erfolge, weil sie bürgerliche Zurückhaltung ausnutzt und Werte als Schwäche auslegt. Langfristig hinterlässt sie aber nur verbrannte Erde. Denn auch dem mittelmäßigen Golfer aus Washington D.C. folgen nicht Visionäre und Gestalter, sondern eher Verlierer, Verunsicherte und Profiteure. Wehe dem Verführer, der sie enttäuscht.

Und noch etwas können wir lernen. Gebt die Verführbaren nicht auf! Auf dem Wege zur Globalisierung sind viele der aus unterschiedlichen Gründen Schwächeren auf der Strecke geblieben, obwohl etliche davon wahrscheinlich einfach nur glücklich wären, würde man ihnen zuhören, sie ernstnehmen und ihnen Sicherheit bieten. Es kostet Mühe und Empathie. Aber es kann für das Unternehmen ein echter Gewinn sein, auch die Schwächeren mitzunehmen. Unsere gesellschaftliche Aufgabe ist es ohnehin!

Mehr zum Thema:
0 Kommentare
Was denken Sie? Artikel kommentieren

Zu diesem Artikel liegen noch keine Kommentare vor.
Schreiben Sie den ersten Kommentar.

Artikel kommentieren
Was denken Sie? Artikel kommentieren