Das Lebensrisiko ist zurück
An dem Tag, an dem diese Ausgabe in Druck gehen sollte, hat ein Despot im Osten des Kontinents ein Nachbarland überfallen. Es hätte aus der Zeit gefallen gewirkt, einen Kommentar über die Wertschöpfung mit Pflanzen zu veröffentlichen. So wichtig das Thema ist. Aber Putins Angriff auf die Ukraine, so weit weg uns das Geschehen erscheinen mag, ist auch für uns als Branche zu bedeutsam, um es thematisch aufzuschieben. Denn selbst wenn wir viele Folgen heute noch nicht abschätzen können, werden wir uns auf unterschiedliche Szenarien einstellen müssen.
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Das erste: Das Lebensrisiko ist zurück. Über Jahrzehnte haben wir uns mit Luxussorgen beschäftigt und versucht, Alltagsrisiken auf null zu drehen. Man durfte nicht mehr über eine Bürgersteigplatte stolpern und schon gar keinen Ast auf den Kopf bekommen. Wenn andere gestorben sind, dann war das weit weg. Der Tod war für uns ein Abstraktum. Diese Tatsache hat in der Corona-Politik für teilweise absurdes Handeln gesorgt. Jetzt sind wir Teil eines Verteidigungssystems, das demnächst an einer Front steht. Selbst Liebhaber des Friedens werden gezwungen sein, erhebliche Mittel in die Verteidigung zu stecken. Sterben für ein Gesellschaftsmodell – mit diesem Gedanken wird man zumindest mal wieder konfrontiert werden.
Das zweite Szenario ist, dass wir gar nicht Teil eines offenen militärischen Konflikts werden, sondern uns damit werden auseinandersetzen müssen, dass wir durch unsere digitale Infrastruktur extrem anfällig für Cyberangriffe sind. Wir werden das in der Ukraine sehen, dass der Krieg schnell das Land überzieht, weil es sich ohne seine Infrastruktur kaum noch wehren kann. Ohne Strom funktionieren nur noch mechanische und motorgetriebene Waffen. Nun wird Putin dem Land den Strom schon deshalb nicht ganz abschalten, weil dann die zahlreichen Atomkraftwerke zur Gefahr für die eigene Existenz werden. Bei uns dagegen ist der Angriff auf die Strominfrastruktur, die nur über wenige Knotenpunkte verfügt, eine Gefahr ohne offene militärische Aggression.
Und das Dritte ist, dass durch die Umschichtung der Mittel und Prioritäten unser Dienstleistungssystem aus den Fugen gerät. Die öffentlichen Haushalte werden viel Geld in die Hand nehmen müssen, um unsere Verteidigungsfähigkeit wiederherzustellen und die Infrastruktur sicher zu machen. Es wird wie bei Corona sein – es wird Gewinner und Verlierer geben, nur die Verlierer werden in der Überzahl sein. Was das für die Wirtschaft bedeutet, ist noch vollkommen offen.
Es gibt eine weitere Perspektive, die Krise und Chance zugleich ist. Wir werden mit vielen Flüchtlingen rechnen müssen. Sobald klar ist, dass das ganze Land zur Diktatur wird, werden viele junge, mittlerweile sehr europäisch ausgerichtete und gebildete Menschen die Ukraine Richtung Westen verlassen – und zwar zuallererst Richtung Deutschland; eine weitere Herausforderung für unsere Gesellschaft – aber natürlich auch eine Chance. Seien wir darauf vorbereitet und lassen Sie es uns besser machen als 2015.
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