Und es betrifft uns doch
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Da schien manchem erst jetzt klargeworden zu sein: Ups, das betrifft mich ja doch. Besonders deutlich war das in Münster-Wolbeck, wo gleich in mehreren Vorträgen klar zum Ausdruck kam: Es ist eine Chance für die Branche, aber wer sie ignoriert, muss in naher Zukunft mit Druck von allen Seiten rechnen. Denn es sind nicht nur Kunden und die Politik, die einen anderen Blick auf unseren Umgang mit Energie, Material und Prozessen richten werden. Es sind vor allen Dingen unsere zukünftigen Mitarbeiter und die Finanzindustrie. Denn letztere sieht sich auch zunehmend dazu gezwungen, in ihren Büchern nur noch Risiken für nachhaltige Investitionen zu führen. Und nicht zuletzt – das wurde ebenfalls deutlich – geht es auch um Kostenfaktoren (Nicht-nachhaltig wird teuer!), Unternehmenswert (Der Wert steigt mit der Zukunftsfähigkeit des Konzepts) und das Branchen-Image (Wir haben viel zu verlieren!).
War also der Begriff „Nachhaltigkeit“ in der Vergangenheit oft eine blutleere Worthülse, die wie eine Monstranz durch den Raum getragen wurde, so wird er zunehmend zur Rahmenbedingung unseres Tuns. Denn nachhaltig agiert man nicht, wenn man auch mal ein paar Bäume pflanzt, sondern wenn der gesamte Prozess so gestaltet ist, dass er sich auch noch in der Generation unserer Enkel durchführen lässt.
Wenn wir uns nun also endlich ernsthaft mit dem Thema befassen, so lautet der erste Merksatz: Nachhaltigkeit ist nicht schwarz oder weiß, gut oder böse. Diese strenge Dualität gibt es beim Umgang mit unseren Ressourcen nicht. Mit allem, was wir tun, hinterlassen wir einen Fußabdruck, verbrauchen Vorräte. Es wird immer ein Abwägungsprozess zwischen Wertschöpfung und Verbrauchsoptimierung sein. Es geht also eher darum, sich dieser Tatsache bewusst zu werden und jeden Prozess daraufhin zu durchleuchten, wie sich Energie und Rohstoffe so einsetzen lassen, dass der Verbrauch möglichst gering ausfällt.
Es wird auch immer Menschen geben, die – aus Verwirrung oder Egoismus – die Existenz von Klimawandel, Artensterben und Ressourcenmangel abstreiten. Aber weil die Probleme ständig offensichtlicher werden, werden diese Menschen naturgemäß weniger und eine gewisse Quote von Bremsern kann jede Gesellschaft ertragen. Es kommt auf uns an, die Mehrheit, die ihre Trägheit überwinden muss. Auch der Blick über die Grenzen auf Länder, die weiter zurück sind, ist für uns unsinnig. Wir wollen eine der fortschrittlichsten Volkswirtschaften sein. Dann ist es einerseits weitsichtig – weil es auch Marktchancen bietet - und andererseits selbstredend, besser zu sein. Denn mit diesem Selbstverständnis gehört es sich, vorzuleben, statt hinterherzulaufen.
Lassen Sie uns den Ball also aufnehmen und anfangen. Wie das konkret aussehen kann, hatte Thomas Brunsch in Wolbeck in Form von sieben Handlungsempfehlungen zusammengefasst. Die reichen von der Abwägung, ob sich besonders energieaufwendige Projekte vermeiden lassen, über die Ideen, klimaschädliche Projekte zu entschärfen, fossile Energieträger durch Elektrizität zu ersetzen, einen Energie-Geiz zu entwickeln und die grünen Projekte gegenüber den grauen zu bevorzugen, bis zum Triple-Reduce-Re-use-Recycling (Reduktion, Wiederverwendung, Kreislaufwirtschaft). Und merke: So, wie eine Schwalbe noch keinen Frühling macht, macht auch ein E-Auto noch nicht nachhaltig.
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