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Kommentar | Tjards Wendebourg

Times they are a-changin‘

Während man dem Bundeskanzler das Konzept der „Zeitenwende“ nicht so recht abnehmen will, vollzieht sich in der Gesellschaft tatsächlich eine Zeitenwende. Angetrieben durch Corona, Ukrainekrieg und die Inflation ändern sich Bedürfnisse und Ansprüche. Manche Dinge werden nicht mehr nachgefragt. Der Fleischkonsum sinkt massiv, und auch bei anderen Parametern zeichnen sich gesellschaftliche Änderungen ab.

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Die Geburt der Nach-Pandemie-Gesellschaft geht allerdings mit erheblichen Geburtswehen einher. An beiden Seiten des Meinungsspektrums werden die Reaktionen extremer. Im Stillstand der Merkel-Ära konnten sich viele Bürgerinnen und Bürger hinter der Regierung verstecken. Sie wurden nicht gefordert und erlagen dem Selbstbetrug, man könnte einfach hübsch so weitermachen. Mit der Ambition der aktuellen Bundesregierung, das dringend Notwendige nachzuholen, hat sich der Konflikt zwischen denen, die handeln wollen, und denen, die verharren wollen, massiv verschärft; orchestriert von verschiedenen Interessengruppen, die den Disput mit zum Teil aberwitzigen Behauptungen anfachen.

Die Zeitenwende macht vor dem Unternehmertum ebenfalls nicht halt. Auch hier sorgen steigende Kosten, erhöhte Anforderungen, sich verschiebende Kundenansprüche und veränderte Mitarbeiteransprüche bei gleichzeitigem Fachkräftemangel für große Verunsicherung. Das belegt die aktuelle Konjunkturumfrage des BGL: Viele Betriebe sehen nach dem Abarbeiten des bestehenden Auftragsbestands deutlich pessimistischer in die Zukunft. In Zeiten voller Auftragsbücher hatten sich viele in entsprechenden Nischen sicher eingerichtet und sehen sich nun an vielen Stellen mit neuen Herausforderungen konfrontiert. Der Anpassungsbedarf tritt immer schneller auf und zieht immer größere Kreise. Während aber in der Industrie schon lange von „agilen Strukturen“ gesprochen wird – also der maximalen Fähigkeit schnell auf Veränderungen reagieren zu können –, wird im GaLaBau über weite Strecken noch Business as usual gelebt.

Wir sollten uns daran gewöhnen, dass die nahe Zukunft erfordern wird, sich schnell zu verändern. Auch eine bodenständige Branche wie der GaLaBau wird von den Herausforderungen nicht verschont werden, denn sie kommen von allen Seiten. Wir werden vor der Aufgabe stehen, neue Prozesse aufzusetzen, neue Produkte anzubieten, andere Kundengruppen zu erschließen und Mitarbeitende auf andere Art und Weise anzusprechen. Es wird immer Nischen für Betriebe geben, die sich nicht verändern wollen oder können. Aber wer erfolgreich und langfristig am Markt bestehen will, wird sich anpassen müssen. Digitale Prozesse, nachhaltig gestaltete Abläufe, schnell auf neue Zielgruppen und Produkte angepasste Teams, flexible Arbeitszeitmodelle und Angebote an eine zunehmend anspruchsvollere Belegschaft werden zur Pflicht. Um dabei wirtschaftlich erfolgreich zu bleiben, muss alles ineinandergreifen und schnell anpassbar sein.

Was wir jetzt in der Öffentlichkeit sehen, sind die Vorboten der Zeitenwende: Ängste vor Veränderungen und Verlust, die sich an vielen Stellen in zügellos freigelassener Wut artikulieren. Die Politik ist dabei eine dankbare, weil Fehler machende Projektionsfläche. Die Wut bei anderen abzuladen, mag zwar persönlich kurzfristig beruhigen. Es schützt aber weder vor den Folgen der eigenen Fehler, noch verändert es die Anforderungen, die an einen herangetragen werden. Als Unternehmerinnen und Unternehmer können wir uns Wut nicht leisten. Wir müssen schauen, wie wir das Schiff auf Kurs halten. Und das geht nur, wenn wir aufmerksam hinschauen, nüchtern analysieren und entschieden und faktenbasiert handeln. Es mag Leute geben, die alternative Fakten für sich und ihre Tätigkeit annehmen. Aber deren wirtschaftliche Halbwertszeit wird überschaubar sein.

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