Geben Sie einen Suchbegriff ein
oder nutzen Sie einen Webcode aus dem Magazin.

Geben Sie einen Begriff oder Webcode ein und klicken Sie auf Suchen.
Infotag bei Fehrle Stauden in Schwäbisch Gmünd

Lernen beim Lieferanten

Fehrle Stauden in Schwäbisch Gmünd ist Teil des Stauden Rings und ein großer Lieferant für GaLaBau, Kommunen und Einzelhandel. Zum Infotag am 20. September brachten etliche Kunden ihre Auszubildenden mit, für die es ein eigenes Programm gab. Zu lernen gab es für alle viel.

von Claudia von Freyberg erschienen am 26.09.2025
Artikel teilen:
Die Vorträge zum Thema Pflanzenverwendung kamen sehr gut an.
Die Vorträge zum Thema Pflanzenverwendung kamen sehr gut an. © Claudia von Freyberg

Bei herrlichem Sommerwetter fanden sich Vertreterinnen und Vertreter von Kommunen, GaLaBau-Betrieben und des gärtnerischen Einzelhandels auf dem blühenden Betriebsgelände ein. Das Team von Fehrle Stauden hatte die Veranstaltung bestens vorbereitet und sorgte für eine sehr angenehme Atmosphäre. Chef Christoph Hokema würdigte dies gleich zu Anfang und dankte seiner Belegschaft – eine schöne Geste -, denn er war zuvor mehrere Wochen nicht im Betrieb gewesen. Auch gratulierte und dankte er den Betriebsjubilaren, die Jahrzehnte für den Erfolg des Unternehmens gearbeitet haben. Die zahlreichen Auszubildenden, die die Kunden mitgebracht hatten, durften nach der Begrüßung mit den Fehrle-Azubis „verschwinden“ – für sie war ein eigenes Lehrprogramm und die gemeinsame Pflanzung eines faunafreundlichen Staudenbeets vorgesehen.

Neben den Vorträgen gab es Info-Stände zu den neuen Verkaufshilfen und Infoelementen für Gartencenter, zur Vorstellung der Bestell-App und des digitalen Beetplaners (der mit der GaLaBau-Innovationsmedaille ausgezeichnet worden war) sowie für Infomaterial und Kataloge.

Ein Poster informierte über ein Forschungsprojekt unter Leitung des Julius Kühn-Instituts und des Bunds deutscher Staudengärtner, in dem es um die Frage geht, ob und in welchem Maß Zuchtformen und Auslesen von Stauden im Vergleich zu den natürlichen Arten Nahrung für Wildbienen bieten können. An diesem Projekt sind mehrere Hochschulen und Staudengärtnereien, darunter Fehrle, beteiligt. Im nächsten Jahr werden die Ergebnisse erwartet.

© Claudia von Freyberg

Zwei Vorträge begeisterten das Publikum; sie wurden von zwei Frauen in Gebärdensprache übersetzt. Till Hofmann, Inhaber einer Staudengärtnerei in Rödelsee, Referent und Autor, sprach über die Anlage und Pflege naturnaher Pflanzungen auf Basis natürlicher „Vorgaben“: dem Stockwerksaufbau aus Wurzel-, Kraut-, Strauch- und Baumschicht, der Geselligkeitsstufen und der Dynamik. In der Natur entwickele sich alles Richtung Wald. „Für uns Gärtner ist es wichtig zu wissen, wo wir stehen und wo wir hinwollen“, betonte Hofmann. In der Regel wollen die Staudenphase erhalten; unsere Aufgabe sei es, dahingehend die Dynamik zu erkennen und einzugreifen. „Für den Boden und das Wurzelsystem haben wir Gärtner uns viel zu lange kaum interessiert“, sagte er. Die Mutter allen Übels sei die Verdichtung des Bodens.

Till Hofmann
Till Hofmann © Claudia von Freyberg

Hofmann erläuterte außerdem die verfügbaren Mischpflanzungen sowie den Pflegeaufwand je nach Art des Mulchs. Mulch bedeute Bodenschutz hinsichtlich Bodenleben, Verdunstung und Unkrautaufkommen. Die besten Erfahrungen habe er mit Sand gemacht – dazu zeigte er viele Fotobeispiele. Zudem stellte er empfehlenswerte Staudenarten und -sorten vor.

Bezüglich der Pflege von Staudenpflanzungen seien gute Pflanzenkenntnisse und gekonntes Jäten, auch gepflanzter Arten, nötig, denn ohne dies werde die Pflanzung nach ein paar Jahren nicht mehr attraktiv sein. „Und dann wird es abgeräumt und neu bepflanzt, aber aus Enttäuschung dann ganz konservativ“, warnte der Fachmann. „Wir müssen als Gärtner gewinnen, sonst verlieren wir die Kunden.“

Falllaub nutzen!

„Falllaub ist der beste Mulch, den es gibt“, erklärte Hofmann. „Nicht in Plastiksäcke verpacken, entsorgen und Dünger kaufen, sondern das Laub in die Pflanzungen einbringen, die es ‘schlucken’ und ‘verdauen’.“ Großes Laub könne man auf der Fläche mit dem Rasenmäher häckseln und einkehren. „Auch der letzte Spießer findet so was ordentlich.“ Es gebe nur wenige Ausnahmen, wo man Laub entfernen sollte. „Die Regenwürmer wollen es, aber der Gärtner war meist schneller.“ Den Kommunen empfahl er dringend, nicht mit schwerem Gerät über nasse Flächen zu fahren.

Auch der zweite Referent, Gartengestalter Andreas Wiedmaier aus Freiburg, stimmte hier zu. Er hatte neben zahlreichen Pflanzen- und Gestaltungsempfehlungen Tipps zur Beratung von Kunden parat, zum Beispiel. „Die Kunden kennen oft nur fünf Pflanzen. Wenn sie die in ihrem Garten wünschen, heißt das nicht, dass sie genau die wollen. Wenn ich denen sage, an dem Standort funktionieren und blühen andere Arten besser, war das noch nie ein Problem.“

„Das Klima entscheidet, was einheimisch ist.“

Wiedmaier orientiert sich wie Hofmann stark an der Natur. „Früher gab es sogenannte gartenwürdige und -unwürdige Pflanzen – das hat sich geändert.“ Viele Wildarten seien nun in die Gärten gekommen. Aufgrund des Klimawandels seien auch viele Wildbienenarten zu uns eingewandert, die entsprechende Pflanzen brauchen. „Das Klima entscheidet, was einheimisch ist.“

Andreas Wiedmaier
Andreas Wiedmaier © Claudia von Freyberg

Wiedmaier gab weitere Tipps: Beim Bodenaustausch riet er, nur 10 cm der Oberfläche abzunehmen, „die meisten Wurzelunkräuter sind dort.“ Bei der Umgestaltung von Gärten nutzt er zerschlagene L-Steine oder Platten als Trittsteine – ein willkommenes Recycling. Eine tolle Empfehlung war der Spargelstecher als Werkzeug, um beim Jäten einzelne Pflanzen auszustechen.

Andreas Wiedmaier, Christoph Hokema, Till Hofmann
Andreas Wiedmaier, Christoph Hokema, Till Hofmann © Claudia von Freyberg

Zum Abschluss sagte Christoph Hokema: „Wir Gärtner sind an vorderster Front, was den Klimawandel angeht. Der Wandel ist am Verhalten der Pflanzen spürbar. Sie als unsere Kunden machen Ihre Erfahrungen, die Sortimente passen sich an. Deshalb ist der Austausch wichtig, lassen Sie uns an Ihrem Wissen teilhaben. … Mit dem schwindenden Wissen der Gartenkunden wird der Beratungsbedarf größer, die Leute saugen unser Wissen auf und sind dankbar, auch für Bestätigung.“

Im Anschluss führten Mitarbeiter und Senior Jakob Hokema die Gäste durch den Staudenbetrieb – eine Augen- und oft eine Insektenweide.

0 Kommentare
Was denken Sie? Artikel kommentieren

Zu diesem Artikel liegen noch keine Kommentare vor.
Schreiben Sie den ersten Kommentar.

Artikel kommentieren
Was denken Sie? Artikel kommentieren