Geben Sie einen Suchbegriff ein
oder nutzen Sie einen Webcode aus dem Magazin.

Geben Sie einen Begriff oder Webcode ein und klicken Sie auf Suchen.

Gartenschauen wir mal genau hin

Veröffentlicht am
Dieser Artikel ist in der erschienen.
PDF herunterladen
Tjards Wendebourg
Tjards Wendebourg
Artikel teilen:

„Vielen Dank für die Schulden“, nölte „Der Spiegel“ in seiner Onlineausgabe vom 19. April über das „Verlustgeschäft Bundesgartenschau“. Die Veranstaltung sei ein Publikumsmagnet, aber ein gigantisches Zuschussgeschäft. Schon im Vorspann kommt das Nachrichtenmagazin zu dem Schluss, dass der größte Gewinner der BuGa die „Gartenbaulobby“ sei. Wow. Gartenbaulobby. Das klingt irgendwie nach gut organisierter Kriminalität, mindestens nach Pharmaindustrie und Bankenverbänden.

Ja, ja, diese Gärtnerlobby. Wenn sie schon nicht den Mörder stellt, dann doch bitte wenigstens eine knallharte Interessen-Mafia. Man könnte vielleicht darüber lachen, aber ganz so lustig ist es nicht – denn die beschränkte Sichtweise auf die zumindest vom Namen her gärtnerische Großveranstaltung gefährdet sowohl das Image der BuGa als auch das ihrer regionalen Geschwister.

Das ist nicht nur ärgerlich für alle Beteiligten an der größten Marketingplattform in Sachen Garten. Es ist auch ärgerlich für einen Berufsstand, der am Ende weit weniger von der Veranstaltung profitiert als andere Gruppen. Eine davon befindet sich in diesem Fall aber wundersamer Weise sogar auf der Opferseite. Motto: Die Gärtner sahnen ab und die Kommunen zahlen.

Wer aber einmal die letzten Gartenschauen Revue passieren lässt – ganz gleich, ob es große oder kleine waren –, der kann zu allererst jeweils einen Gewinner ausmachen: die ausrichtende Kommune. Die bekommt in der Regel mit Drittmitteln nicht nur einen 1 a erschlossenen Naherholungsbereich oder ein saniertes Stadtviertel, sondern auch einen Marketing-Event erster Güte. Die Gärtner und viele andere Branchen vom Bauhandwerker bis zum Caterer kommen zudem aus der Region, was der Kommune gesicherte Steuereinnahmen verspricht. Außerdem setzten Bau und Betrieb eine Wertschöpfungskette in Gang, die über die Zulieferungen bis zu den Ausgaben der Besucher reicht. Das Problem: Wie bei vielen betriebswirtschaftlichen Rechnungen tauchen indirekte Einnahmen und weiche Faktoren in der Bilanz nicht auf.

Und was die Kosten anbelangt: Wer zahlt denn eigentlich „hooligan-zähmende“ Staatsdiener und verbeulte Züge an jedem Ligawochenende? Wer zahlt das jahrelange Ringen um ein Endlager fragwürdiger Eignung für Atomabfälle? Wer zahlt für Spekulationsfolgen am Finanzmarkt? Wer zahlt für den Klimawandel und korrupte Griechen? Logo: der Steuerzahler. Und was bekommt er dafür? Genau, maximal das, was vorher Standard war. Da lob ich mir doch jede Gartenschau. Da bleibt wenigstens mehr, als vorher da war. Aber, liebe Beteiligte, ich fürchte, das muss man auch mal ein bisschen intensiver kommunizieren.

Mehr zum Thema:
0 Kommentare
Was denken Sie? Artikel kommentieren

Zu diesem Artikel liegen noch keine Kommentare vor.
Schreiben Sie den ersten Kommentar.

Artikel kommentieren
Was denken Sie? Artikel kommentieren