In 2 × 80 Tagen in die Miesen
- Veröffentlicht am
Wenn die igs in Hamburg am 13. dieses Monats schließt, beginnt bei den Verantwortlichen die Ursachenforschung. Denn, dass die Gartenschau ihr Ziel deutlich verfehlen wird, zeichnete sich bereits zur Mitte der Veranstaltung ab. Und es ist auch nicht das erste Mal, dass eine Gartenschau mit einem kopflastigen Konzept mit schlechten Kritiken bedacht wird oder floppt.
Ähnlich wie 2005 in München waren auch in der Hansestadt die Diskrepanzen zwischen Planungsideen, städtebaulichem Anspruch, Marketing, der Einbindung in die Stadt – und dem, was der Besucher am Ende vor Ort vorfand – einfach zu groß. Wie Fremdkörper liegen Bauausstellung und Gartenschau in Hamburgs unterentwickeltem Hinterhof Wilhelmsburg – der übrigens nach wie vor von vielen Hamburgern nicht als Teil ihrer Stadt wahrgenommen wird. Und einmal mehr dürften sich die Besucher – wenn sie denn zum Veranstaltungsort gefunden hatten – von dem Begriff „Gartenschau“ getäuscht gefühlt haben. Er lässt „Garten“ vermuten, bietet aber vornehmlich Installationen und Kleingärten, zu mehr als stolzen Preisen. Und auch da lag ein Problem: Während die meisten LaGas wenigstens Schaugärten im Programm haben, um dem Namen irgendwie gerecht zu werden, haben sich die Landschaftsgärtner in Wilhelmsburg in das abstrakte 80-Gärten-um-die Welt-Konzept einbinden lassen. Das taugte zwar für ein nettes Marketing (lustiges Signet mit Weltkugel) – aber garantiert nicht für die Befriedigung der Besuchererwartungen.
Das Ergebnis ist einmal mehr Anlass, über Gartenschauen in diesem Rahmen und dieser Größenordnung nachzudenken. Denn so lange sie in erster Linie städtebauliche Instrumente sind, wird es schwer bleiben, dem Besucher zu erklären, weshalb er für die gärtnerische Petersilie, die über den Masterplan gestreut wird, saftige Eintrittspreise zahlen soll. Was in kleinen Kommunen wegen der Nähe zum Stadtkern und historisch gewachsener Substanz meist gelingt (deswegen hat’s auch in Koblenz funktioniert!), verschwimmt in der Großstadt ins Abstrakte. In München angeklebt an die Messestadt-Riem, in Hamburg an die Bauausstellung, wurden die Gartenbauausstellungen zum Kasperletheater im mehr oder weniger Grünen. Ich möchte wetten, dass das in Berlin 2017, wo die „Gärten der Welt“ ambulant ein wenig aufgehübscht werden, nicht anders wird. Und wenn das Ganze dann noch auf mehrere Kommunen verteilt wird, gehen Zusammenhang und Beziehung zum Garten endgültig verloren.
Es ist höchste Zeit, ernsthaft zu diskutieren, was die Berufsstände mit den großen Gartenschauen überhaupt wollen. Wenn nicht mehr übrig bleibt als eine Wirtschaftsförderung für eine Hand voll Betriebe, kann man sich die Sache auch sparen.
Barrierefreiheit Menü
Hier können Sie Ihre Einstellungen anpassen:
Schriftgröße
Kontrast
100 Euro Rabatt auf Ihr Stellenangebot
Als Abonnent:in von DEGA GALABAU erhalten Sie pro Kalenderjahr 100 Euro Rabatt auf Ihr Stellenangebot im Grünen Stellenmarkt.
mehr erfahrenNoch kein Abo? Jetzt abonnieren und Rabatt für 2025 sichern.
zum DEGA GALABAU-Abo
Zu diesem Artikel liegen noch keine Kommentare vor.
Artikel kommentierenSchreiben Sie den ersten Kommentar.