Glaubt mir nicht den Rattenfängern
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Jeder, der mich kennt, weiß, was ich von Rattenfängern halte. Ganz gleich, ob sie durch französische Vorstädte laufen und entwurzelte, junge Menschen dazu bringen, im Namen irgendeines Herrn andere Menschen abzuschlachten; oder ob sie die Angsthasen und vermeintlichen Verlierer gesellschaftlicher Veränderungen um sich scharen, und dazu bewegen, „Lügenpresse“ zu skandieren und unser friedliches Zusammenleben infrage zu stellen. So unterschiedlich die Auswirkungen sind, so ähnlich ist ihr Prinzip. Immer geht es darum, der Inhaber der allein selig machenden Meinung zu sein und dafür rücksichts- und skrupellos handeln zu dürfen. Und weil es allein selig machende Meinungen eben nicht gibt, werden die Sachverhalte so verbogen, dass der Wurm dem Fisch schon schmeckt.
Dabei wissen wir alle, die wir den Kopf nicht nur zum Brüllen, sondern auch zum Denken benutzen, dass unsere schrumpfende Gesellschaft dringend Zuwanderung braucht, um unseren Wohlstand zu halten. Vielleicht wünschen sich manche Leute dabei, dass nur reiche Mitteleuropäer kommen, die fließend deutsch sprechen und auch sonst so sind wie wir. Nur gibt es die nicht. Deshalb sollten wir uns über die meisten anderen freuen, ihnen schnell unsere Sprache und unsere Werte vermitteln, ihren Kindern eine gute Schulbildung ermöglichen und ihnen möglichst schnell erlauben, selbst ihren Lebensunterhalt zu verdienen. Denn das Einpferchen in Container auf Ödland ist nicht nur äußerst unchristlich – wenn man schon auf seine Werte so stolz ist – sondern auch kurzsichtig.
Gerade im Landschaftsbau werden wir in nicht allzu ferner Zukunft feststellen, dass es zwar eine Menge Häuptlinge gibt, es aber an fähigen Indianern und Oberindianern fehlt. Was liegt da näher, als junge Zuwanderer für einen Job in grüner Robe zu begeistern. Das hat auch Oliver Junk (ehemals CSU, jetzt CDU), der Oberbürgermeister von Goslar, für seine Situation erkannt. Der hat sich nämlich bereit erklärt, anderen Kommunen in Deutschland Flüchtlinge abzunehmen. Das ist schon deshalb erstaunlich, weil er Mitglied einer Partei ist, die sich in der Vergangenheit nicht gerade als Befürworterin der Einwanderung hervorgetan hat. Aber Junk hat erkannt: Seiner schrumpfenden Harzstadt bietet die Zuwanderung eine neue Perspektive, wenn man es richtig angeht. Er mag wohl lieber in einer bunten, als in einer sterbenden Stadt leben und regieren.
Alles jedenfalls, was da derzeit als ABCDgida auf die Straßen geht, gefährdet nicht nur unseren guten Ruf als weltgewandtes, offenes Land und vergiftet das wirtschaftliche und gesellschaftliche Klima, sondern verschließt zudem die Augen vor der Realität. Dass zu dieser Realität auch Probleme gehören, die es zu lösen gilt, steht außer Frage. Aber bitte nicht gemeinsam mit den Rattenfängern, die da gerade ins Mikrofon brüllen.
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