Nur noch Peanuts?
Wieder hat eine Bank eine andere geschluckt. Eine Tendenz, die für mittelständische und kleine Unternehmen nicht immer vorteilhaft ist. Ein Kommentar von Tjards Wendebourg.
- Veröffentlicht am
Nun ist es raus: Die schon seit Jahren als potenzieller Übernahmekandidat gehandelte Commerzbank wird nicht geschluckt, sondern schluckt selber – nämlich den zum Allianz-Konzern gehörenden Konkurrenten Dresdner Bank. Das Ganze ist Teil einer Konsolidierungswelle, welche die Volkswirte der deutschen Finanzlandschaft seit Langem angeraten haben.
Im globalen Kontext mag das durchaus sinnvoll sein, sich solange aufzublasen, bis man nicht mehr gefressen werden kann – wobei wohl niemand weiß, wann dieser Punkt erreicht ist. Im nationalen Kontext ist das Ganze ohnehin nur halb so wünschenswert. Denn was können wir Nutzer denn schon mit einer zweiten Großbank anfangen? Wir gewinnen jetzt einen weiteren Vortänzer, der für sein Unternehmen nur noch in großmaßstäblichen Dimensionen denkt – und ein- bis zweistellige Millionenbeträge als lächerliches Knabberwerk empfindet. Im Gegenzug verlieren wir zwei Finanzpartner, die einzeln vielleicht noch das Interesse gehabt hätten, dem einen oder anderen Mittelständler die Liquidität zu sichern.
Was dem Bankkunden sofort auffallen wird, ist der Verlust an Ansprechpartnern. So kündigte die Allianz bereits mit der Veröffentlichung der Fusion an, dass 600 Filialen mit 6500 heimischen Arbeitsplätzen zur Disposition stehen. Vor diesem Hintergrund gewinnt einmal mehr das Netz der Sparkassen und Genossenschaftsbanken an Bedeutung, das einmal dafür gedacht war, die Geldversorgung in der Fläche zu gewährleisten. Nachdem die Großbanken sich schon lange in die (Groß)Städte zurückgezogen haben, bieten nur noch die Sparkassen sowie die Volks- und Raiffeisenbanken Ansprechpartner für Kunden in der Region. Und gerade diese persönlichen Geschäftsbeziehungen zwischen einem Geschäftskunden und einem Betreuer, der seinen Sprengel kennt, sind für die Kreditvergabe an Landschaftsbau-Unternehmer eminent wichtig. Schließlich sind es oft das Vertrauen und die Menschenkenntnis, die einen Banker dazu bewegen, einem Unternehmer in der grünen Branche trotz Basel II noch Geld zu leihen.
Niemand wird die Globalisierung aufhalten können. Aber zur sozialen Marktwirtschaft gehören Instrumente der öffentlichen Hand, mit denen sich die Auswüchse der globalen Gewinnoptimierung zugunsten der Allgemeinheit kanalisieren lassen. Deshalb sollten Sie an Ihrem Wohnort auch genau hinhören, wenn irgendein Wirtschaftsliberaler die Privatisierung Ihrer Sparkasse fordert. Das könnte nämlich der Anfang vom Ende der guten Beziehung zu Ihrer Bank sein und könnte Sie ganz schnell zum Bittsteller einer Großbank werden lassen.
(c) DEGA onlineBarrierefreiheit Menü
Hier können Sie Ihre Einstellungen anpassen:
Schriftgröße
Kontrast
100 Euro Rabatt auf Ihr Stellenangebot
Als Abonnent:in von DEGA GALABAU erhalten Sie pro Kalenderjahr 100 Euro Rabatt auf Ihr Stellenangebot im Grünen Stellenmarkt.
mehr erfahrenNoch kein Abo? Jetzt abonnieren und Rabatt für 2025 sichern.
zum DEGA GALABAU-Abo
Zu diesem Artikel liegen noch keine Kommentare vor.
Artikel kommentierenSchreiben Sie den ersten Kommentar.