Geben Sie einen Suchbegriff ein
oder nutzen Sie einen Webcode aus dem Magazin.

Geben Sie einen Begriff oder Webcode ein und klicken Sie auf Suchen.
Mikroplastik durch Mäh- und Kehrgeräte

Abbaubare Fäden und Bürsten kommen

Haben Sie sich schon mal gefragt, wo Mähfäden und Kehrbürsten bleiben, wenn sie sich abnutzen? Auch das ist mikrofeiner Plastikmüll, der die Umwelt belastet. Verschiedene Hersteller arbeiten daran, abbaubare Materialien zu entwickeln. Dabei ist bio nicht gleich bio, und die Funktion muss gewährleistet sein.
Veröffentlicht am
Dieser Artikel ist in der erschienen.
PDF herunterladen
Biologisch abbaubare Mähfäden von MTD ...
Biologisch abbaubare Mähfäden von MTD ...Musch
Artikel teilen:

Es gibt inzwischen viele Bestrebungen, Plastik, vor allem Mikroplastik, zu vermeiden. Dabei ist bio nicht gleich bio. Man unterscheidet nach biologisch abbaubaren und biobasierten Kunststoffen. Erstere können auch aus Erdöl erzeugt werden, Zweitere bestehen aus natürlichen Ausgangsstoffen. Das heißt aber im Umkehrschluss nicht, dass Letztere auch biologisch abbaubar sind. Handelt es sich um langkettige stabile Moleküle, dauert es ebenso Jahrzehnte, bis sich solch ein Material zersetzt.

Wir Gärtner sind auch Verursacher von Mikroplastik, sobald wir Kunststoffbürsten und Mähfäden einsetzen. Diese „verbrauchen" sich und müssen immer wieder ersetzt werden. Doch das abgetragene Material ist nicht weg, sondern in der Umwelt. Nun gibt es erste Lösungen von Herstellern, um dem Problem zu begegnen. Mähfäden können in biologisch abbaubarer Form hergestellt werden (Beispiel Oregon BioTrim, Ozaki Green, MTD Green Cord).

Bisher wurden Mähfäden dahin gehend verändert, dass sie unter UV-Licht und Witterung schneller zerfallen und damit für Mikroorganismen leichter zu „verzehren" sind (erst dies bedeutet „biologisch abgebaut"). Das erreichte man durch Einbringen von Additiven in das Polymer. Hinsichtlich Umweltschutz hat das mehrere Haken. Erstens sind die Polymere nach wie vor Erdölprodukte, was nicht zukunftsträchtig ist. Zweitens enthalten die Additive Metallionen (Kobalt, Mangan, Eisen und Zink). Außerdem konnte das Maß der Restzersetzung durch Mikroorganismen bisher nicht ermittelt werden. Das Ganze ist aber immer noch besser, als völlig „unverdaubare" Kunststoffe als Einwegmaterial einzusetzen.

Wirklich Zersetzt?

Neueste Entwicklungen kommen ohne diese schädlichen Zusatzstoffe aus. Sie können nach Einwirkung von UV-Strahlung und Wärme zerfallen und von den Mikroorganismen im Boden restlos zersetzt werden (zum Beispiel Oregon BioTrim). Dies wurde entsprechend der ISO 14855 durch Analysen des C.N.E.P.-Instituts (französisches Forschungs- und Beratungsinstitut) bestätigt. Allerdings werden dabei die Bedingungen eines kontrollierten Kompostierungsprozesses zugrunde gelegt, der in freier Natur so nicht vorkommt. Die mechanischen Eigenschaften dieses Materials kommen denen der klassischen Fäden nahe.

Das zum Patent angemeldete Material, das für Mähfäden verwendet wird, stammt höchstwahrscheinlich von ein und demselben Hersteller aus Frankreich. Erstaunlicherweise variieren die Angebotspaletten in Durchmesser und Abpackung erheblich. Während MTD/Arnold nur 1,6-, 2,4- und 3-mm-Rundfäden im 15-m-Karton anbietet, haben Blount und Eurogarden die gesamte Palette 1,6/2,0/2,4/2,7 und 3,0 mm im 15-m-Karton. Blount stellt zusätzlich Rollen je nach Durchmesser von 126 bis 56 m zur Verfügung. Richtig professionelle Packungen gibt es bei Eurogarden mit den Ozaki-Spulen von 379 m (2 mm) bis 169 m (3 mm) Fadenlänge.

Von den Einsatzbedingungen her gibt es natürlich Unterschiede. Von Firmen, die derartige Fäden einsetzen, wurden weniger Fadenverklebungen und ein sehr guter Fadennachschub festgestellt. Die Reißfestigkeit ist denen von Einfachfäden gleichzusetzen. An Duofäden reichen sie aber noch nicht heran, weil durch den Einsatz der zwei unterschiedlichen Materialien doch bessere Festigkeiten erzielt werden können. Der Mehrverbrauch ist circa 20 bis 30 % höher gegenüber den Duofäden im 2,4- bis 2,7-mm-Bereich.

Stärkere Fäden, weniger Abrieb

Welche Alternativen gibt es zum normalen halb- oder vollautomatischen Fadenkopf mit seinem relativ hohen Fadenverbrauch? Eine Variante wäre der Einsatz von universellen Festfadenköpfen, die die Aufnahme von Fädenstärken bis zu 7 mm ermöglichen und damit eine viel höhere Standzeit und einen viel geringeren Plastikabrieb erzielen. Dabei sind die mit Schraubgewindehalterung (zum Beispiel Echo-Unkrautmähkopf) denen mit Federklemmen vorzuziehen, da bei Letzteren die Haltekraft im Profieinsatz oft zu gering ist und dann das gesamte Fadenstück auf Nimmerwiedersehen in der Botanik verschwindet. Diese Festfadenköpfe sollten unbedingt mit Duofäden mit mindestens 5 mm Durchmesser (zum Beispiel Oregon TechniBlade) bestückt werden, da diese weniger bruchanfällig sind. Die dabei übrig bleibenden Reststücke können in Motorsensen – Wildkraut- oder Fugenbürsten (zum Beispiel Tiger Pabst) – aufgebraucht werden.

Wenn man konsequent Plastikmüll vermeiden will, bleibt bei der Motorsensenmahd nur der Einsatz von Kreiselscherensystemen. Sie erreichen jedoch nicht die Flächenleistung eines Fadenkopfes, die Erstanschaffung ist recht preisintensiv und diese Mähtechnik passt nicht universell an alle Fabrikate, sodass für jede vorhandene Motorsensenmarke ein spezielles Kreiselscherensystem erstanden werden muss. Zwar bieten Eurogarden und Ratioparts DLG-getestete Universalvarianten an, die das japanische Kreiselscherensystem durch unterschiedliche Rohr- und Wellenadapter für fast alle Marken zugänglich machen. Aber dann ist die Abstimmung zwischen Motor und Mähwerkzeug nicht optimal. Diese Lösung wird von einigen Herstellern nicht gern gesehen, wäre aber ein gangbarer Weg.

Zum Glück haben jetzt auch die großen Anbieter Husqvarna und Stihl sowie Ego eigene schleuderfreie Mähwerkzeuge auf den Markt gebracht, sodass fast alle Motorsensen umrüstbar sind. Denn in puncto Nachhaltigkeit und Sicherheit sind sie dem Fadenkopf überlegen. Neben dem universelleren Einsatz (Unterwasserschnitt, Kiesflächenmahd) und der Vermeidung von Schleuderschäden dezimiert diese Mähtechnik auch den Insektenbestand nicht so massiv wie der klassische Fadenkopf.

Neues bei Kehrbürsten

Auch Kehrmaschinenborsten sind biobasiert zu produzieren, nicht abbaubares Mikroplastik kann vermindert werden. Der zur Samca Group gehörenden Firma Nurel aus Spanien soll es gelungen sein, das kompostierbare Polymer (Inzea) mit 40 bis 85 % biobasiertem Kunststoffanteil herzustellen. Das ist zukunftsträchtig, da dieser Kunststoff durch Zusatz von Additiven, Füllstoffen und anderen Materialien sowie unterschiedliche Molekülverkettungen für verschiedene Einsatzzwecke modifiziert werden kann, sodass sogar der Einsatz als Kehrmaschinenborsten (zum Beispiel Wimmer BioPLA) möglich ist. Hersteller können Kehrwalzen (egal ob Kunststoff oder Holz) mit einzelnen Borstenbüscheln neu bestücken.

Das wäre nicht nur nachhaltiger, sondern auch ökonomisch attraktiv. Denn die Bürstengrundkörper sind besonders bei handgeführten Kehrmaschinen so massiv gebaut, dass ohne Weiteres eine Mehrfachnutzung möglich ist. Technisch wäre das durch Klemm- oder Schraubverbindungen machbar, wenn man es will. Auch ein Pfand- oder Rücknahmesystem zur Neubestückung abgelaufener Kehrwalzen könnte installiert werden.

Bezugsquellen
0 Kommentare
Was denken Sie? Artikel kommentieren

Zu diesem Artikel liegen noch keine Kommentare vor.
Schreiben Sie den ersten Kommentar.

Artikel kommentieren
Was denken Sie? Artikel kommentieren