
Napf- und Wollschildlaus an Eibe
Obwohl Eiben zu Recht als gesunde und sehr widerstandsfähige Gehölze gelten, gibt es auch hier einzelne Schaderreger, die man im Auge behalten sollte. Zwei saugende Insektenarten können sich zum Beispiel manchmal so stark vermehren, dass es zu direkten Schäden kommt oder das Aussehen der Pflanzen stark leidet.
von Jochen Veser erschienen am 12.11.2025Die verschiedenen Entwicklungsstadien der Eibennapfschildlaus Parthenolecanium pomeranicum (früher Eulecanium crudum, E. taxi) sind aufgrund ihrer geringen Größe sehr unauffällig oder sitzen gut getarnt auf den Zweigen ihrer Wirtspflanze. Eine massive Besiedlung wird daher in der Regel nicht durch das zufällige Entdecken der Tiere auffällig, sondern die Population verrät sich durch ihre klebrigen Ausscheidungen. Diese zuckerhaltigen Säfte gelangen auf die Nadeln der Eiben, das Laub benachbarter Unterpflanzungen oder Plattenbeläge und Gartenmöbel im Umfeld der Eiben.
Dadurch werden einerseits Ameisen und andere Verwerter der zuckerhaltigen Säfte angelockt, andererseits siedeln sich auch Rußtaupilze auf den klebrigen Belägen an. Entwickelt sich ein flächendeckender schwarzer Belag, wird die Assimilation des betroffenen Pflanzenorgans unterbunden und die Nadel oder das Blatt stirbt ab. Der direkte Saugschaden durch die Schildläuse ist dagegen eher zu vernachlässigen, nur bei extremem Besatz kann es alleine in Folge des Saftentzugs zu Nadelverlusten der Eibe kommen.
Die fast halbkugeligen Schilde der erwachsenen Weibchen der Eibennapfschildlaus erreichen eine Länge von etwa 5 mm und sind braun gefärbt; diese Färbung entspricht ziemlich genau der Farbe des Rindengewebes jüngerer Zweige. Diese Schilde bieten einen sehr guten Schutz gegen viele potenzielle Fressfeinde, hier überwintern die Tiere. Im Frühjahr werden winzige Eier in enorm großer Zahl unter den Schilden abgelegt. Wird zu diesem Zeitpunkt ein solcher Mutterschild abgehoben, werden viele hundert Eier als helles Pulver unter dem Schild sichtbar.
Bald schlüpfen die zunächst ebenfalls sehr kleinen und hellen Larven, die sich geeignete Saugorte an Nadeln oder Zweigen suchen. Dort setzen sie sich später fest, schließlich kommt es zur Entwicklung der hochgewölbten Schilde. In der Vergangenheit konnte im Freiland nur eine Generation entwickelt werden, inzwischen werden Eigelege oft auch noch im August gefunden, sodass wohl von mindestens zwei Generationen ausgegangen werden kann.
Andere Schildlausarten an Eibe
Die nach einer ihrer wichtigen Wirtspflanzen benannte Kamelienwollschildlaus Pulvinaria floccifera ist in Gewächshäusern ein regelmäßig anzutreffender Schädling. Sie kann außer an vielen verschiedenen Laubgehölzen auch an Eiben auffällige Symptome verursachen. Die Kamelienwollschildlaus stammt aus Asien, ist aber schon seit mehr als 100 Jahren in Europa nachgewiesen. Der Hauptschaden entsteht auch bei dieser Wollschildlaus durch deren Honigtauausscheidungen mit anschließender Rußtaupilzbesiedlung. Eine eng verwandte Art, die Hortensienwollschildlaus Pulvinaria (Eupulvinaria) hydrangeae, kann ebenfalls an Eiben vorkommen und ist vom Schadbild her identisch.
Die Weibchen der Kamelienwollschildlaus werden nur etwa 3 mm lang, die Schilde sind deutlich flacher als bei der oben beschriebenen Napfschildlaus. Die Weibchen produzieren auffällige Wachswollsäcke, die in Form von schmalen, bis etwa 1 cm langen und weißen Gebilden meist auf den Nadelunterseiten zu finden sind. Auch die Hortensienwollschildlaus produziert solche hellen Wachswollsäcke, diese sind etwas breiter. Unter dem Mikroskop können die filigranen Wachsfäden gefunden werden, zwischen denen sich gut geschützt die Eier, später auch die gerade geschlüpften, nur etwa 1 mm großen Larven befinden.
Die Wollschildläuse überwintern als Larve, erst im Laufe des Sommers sind dann die erwachsenen Weibchen sowie die auffälligen Wachswollsäcke zu finden. Diese bleiben längere Zeit nach dem Absterben des Muttertiers und Auswandern der Larven erhalten.
Schlechte Bedingungen – mehr Befall
Sowohl bei den Napfschildläusen als auch bei den Wollschildläusen an Eiben ist ein sehr deutlicher Zusammenhang zwischen den Wachstumsbedingungen und der Populationsentwicklung zu erkennen. Auffällige Übervermehrungen entwickeln sich meist dann, wenn die Eiben unter schwierigen Standortbedingungen zu leiden haben oder die Pflege, insbesondere die Bewässerung, sehr weit von deren Ansprüchen abweicht.
Typisch ist eine Massenvermehrung an Eibenhecken mit stark eingeschränktem Wurzelraum entlang von Wegen oder Terrassen, vor allem, wenn sich beidseitig entlang der Hecke befestigte Flächen befinden. Dann wird oft vergessen, dass nahezu kein Wasser über natürliche Niederschläge in den Wurzelraum der Eiben gelangen kann, sondern sofort oberirdisch abgeleitet wird. Auch Eiben auf Dachterrassen, in Kübeln oder an besonders exponierten Standorten sind oft vermehrt Stressfaktoren ausgesetzt und können sehr schnell unter einem Schildlausbesatz leiden.
Natürliche Gegenspieler der genannten Arten finden sich vor allem bei den parasitischen Wespen, diese können den Besatz unter normalen Wachstumsbedingungen offensichtlich ausreichend begrenzen. Ein gezielter Nützlingseinsatz gegen die Wollschildläuse ist mit der Marienkäferart Exochomus quadripustulatus möglich. In der Regel genügt aber eine Optimierung der Wachstumsbedingungen, um die Schildlauspopulationen auf ein tolerierbares Maß zu begrenzen.













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